21.04.2010

Podiumsdiskussion „Einseitige Geschichte?“ am 9. März 2010 an der TU Berlin

Der richtige Umgang mit Kommunismus und Antisemitismus

Logo: American Jewish Commitee (AJC)
Die Berlinale ist schon einige Wochen vorüber, ihre Filme werden aber weiterdiskutiert. So auch „Portrait of the Fighter as a Young Man” von Constantin Popescu. Der Regisseur portraitiert in seinem Film Widerstandskämpfer, die nach Ende des Zweiten Weltkrieges gegen das Erstarken des kommunistischen Regimes in Rumänien vorgehen. Es ist eine filmische Dokumentation, die einen Teil der rumänischen Geschichte in den Blick nimmt, der bisher wenig Aufmerksamkeit – auch in Rumänien selbst – erhalten hat. Ob und auf welche Weise dem Filmemacher dieser Blick geglückt ist, wurde von Berlinalebesuchern, Filmkritikern und Historikern öffentlich vielfach diskutiert. Kritisiert wurde, dass in dem antikommunistischen Widerstandsepos die antisemitische und nationalistische Gesinnung der als Helden portraitierten Protagonisten ausgeblendet wird. Am 9. Märzsprachen BfDT-Beiratsmitglied und Leiter des Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) Prof. Wolfgang Benz, Christoph Terhechte, der Leiter des Internationalen Forums des Jungen Films und der Publizist Wiliam Totok bei einer Podiumsdiskussion über den umstrittenen Film.

Die Kritik an „Portrait of the Fighter as a Young Man” kam von vielen verschiedenen Stellen, wie auch dem rumänischen Elie-Wiesel-Institut zur Aufarbeitung des Holocaust. Das Institut
hatte angeregt, den Fall des Filmportraits noch einmal in geeignetem
Rahmen aufzugreifen. Das ZfA in Berlin griff schließlich den offensichtlichen Gesprächsbedarf auf und veranstaltete gemeinsam mit dem American Jewish Comittee (AJC) am 9. März 2010 die Podiumsdiskussion im Senatssaal der TU Berlin. An dem Expertengespräch zum Thema „Einseitige Geschichte? Der Umgang mit Antisemitismus, Kommunismus und nationaler Identitätsfindung am Beispiel des rumänischen Spielfilms `Portrait of the Fighter as a Young Man`“ mit anschließender Diskussion nahmen zahlreiche interessierte Gäste teil. Christoph Terhechte, Leiter des Internationalen Forums des Jungen Films der Berlinale, sprach dabei aus der Sicht der Filmemacher, der rumänische Schriftsteller und Publizist Wiliam Totok gab einen Einblick in die Gegenwart und Geschichte seiner Heimat. ZfA-Leiter und BfDT-Beiratsmitglied Prof. Wolfgang Benz selbst erhellte die Zusammenhänge zwischen antisemitischen und anderen Rollenbildern und ihrer Vermittlung in Medien und Gesellschaft.

Auch wenn im Verlauf der Diskussion nicht alle Fragen endgültig geklärt werden konnten, ergaben sich für die Teilnehmer viele neue Einsichten. Vor allem aber erhielten sie durch die Podiumsdiskussion eine Plattform abseits von Blogs und Feuilleton, um sich persönlich und im Gespräch mit dem schwierigen Thema auseinandersetzen zu können.