01.07.2009
step21 [Weiße Flecken] – Unsere Zeitung füllt Lücken aus der NS-Zeit
Von
Constanze Esch (step21 - Initiative für Toleranz und Verantwortung)
Weiße
Flecken - das sind Geschichten, die während der NS-Zeit nicht erzählt werden
durften. Die Erinnerung an sie ist für immer verloren, wenn die Zeitzeugen, die
von Brno bis Zabrze, von Klagenfurt bis Mainz die NS-Zeit hautnah miterlebt haben,
nicht von ihnen berichten. Auf Initiative von step21 interviewen Jugendliche
die letzten Zeitzeugen, durchstöbern Archive und stellen Fragen, die nie zuvor
gestellt wurden. Das Ergebnis sind selbst recherchierte Antworten, redaktionell
zusammengefasst in der nunmehr dritten Ausgabe der step21 [Weiße
Flecken]-Zeitung.
step21
[Weiße Flecken] - das sind 70 Jugendliche aus vier europäischen Ländern.
Aufgeteilt in 15Redaktionsteams forschen sie in ihren Heimatorten
Ereignissen nach, die in der NS-Presse totgeschwiegen oder durch hetzerische
Propaganda verfremdet wurden und leisten mit diesem kritischen Rückbezug
gemeinsame Aufklärungsarbeit für die Holocaust-Bildung. Mit den persönlichen
Geschichten ermutigt die junge Redaktion ihre Leser länderübergreifend dazu,
sich historisch bewusst für Demokratie, Menschenrechte, Pressefreiheit und
verantwortlichen Journalismus einzusetzen - für Werte, die auch heute noch und
wieder gefährdet sind.
step21 [Weiße Flecken] - das ist eine Zeitung, die
Grenzen überschreitet; ein Projekt, das verbindet. Seit zehn Jahren motiviert
step21 junge Menschen mit Projekten wie diesem zu verantwortlichem und
tolerantem Handeln. Denn sie sind die Generation, die in einem
zusammenwachsenden Europa die Zukunft gestalten wird.
Bei step21 [Weiße Flecken] hat der Austausch zwischen
den Jugendlichen einen großen Stellenwert. Bei der ersten Konferenz im November
2008 lernten sich alle Jungredakteure der inzwischen dritten Zeitungsausgabe in
Hamburg persönlich kennen. In Workshops mit Historikern und Journalisten bereiteten
sich die Jugendlichen gemeinsam auf die Herausforderungen der Projektarbeit
vor, etwa auf Zeitzeugengespräche und das Schreiben journalistischer Texte. Bei
der zweiten Begegnung, der Redaktionskonferenz im polnischen Słubice Ende
Februar 2009, arbeiteten die Jugendlichen intensiv an ihren Reportagen,
Zeitzeugeninterviews und Kommentaren. Die Wiedersehen machten es möglich,
anfängliche Schüchternheiten abzulegen, sprachliche Missverständnisse zu klären
oder mögliche Vorbehalte zu revidieren und Freundschaften zu schließen.
Das nächste Zusammentreffen - die große
Abschlussveranstaltung - steht nun kurz bevor. Eine besondere Auszeichnung
erhält die Arbeit der Jugendlichen am 30. Juni 2009 im Jüdischen Museum Berlin.
Hier präsentieren die 70 Nachwuchsredakteure ihre gemeinsame neue Ausgabe der [Weiße
Flecken]-Zeitung im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel der
Öffentlichkeit. Vor mehreren Hundert Gästen werden sie mit der Bundeskanzlerin
über ihre Erfahrungen während der neunmonatigen Projektarbeit sowie über
aktuelle rechtsextremistische Strömungen und mögliche Gegenstrategien in Europa
diskutieren. Auch die Botschafter Polens, Tschechiens und
Österreichs nehmen am feierlichen Projektfinale teil und würdigen die Arbeit
der internationalen Redaktion.
Ab
dem 30. Juni wird die Zeitung (Auflage 30.000 Stück) Schulen, Gedenk- und
Bildungsstätten in allen Teilnehmerländern zur Verfügung gestellt, in Polen und
Tschechien samt Extrablättern mit den Übersetzungen der Rahmentexte. Interessierte
können gegen einen Zuschuss zu den Porto- und Verpackungskosten die Zeitung bei
step21 bestellen (per E-Mail an weisseflecken@step21.de)
Ein
Begleitheft für Pädagogen, exklusiv von step21 entwickelt, kann ebenfalls
bestellt werden. Es liefert Anregungen und Materialien zur Arbeit mit der
Zeitung in Schulklassen und Seminargruppen. Auf diesem Weg erreicht die
Botschaft der Jungredakteure tausende weiterer junger und älterer Leser, die
auch selbst als potenzielle Spurensucher angesprochen werden.
Teams und Themen der dritten Ausgabe
der [Weiße Flecken]-Zeitung:
Berlin - Erich Boltze im KZ Sachsenhausen
Brno - Gestapo-Gefängnis im Kaunitz-Kolleg
Greifswald/Szczecin - Zwangsarbeit
Innsbruck - Kriegsende in Scharnitz
Klagenfurt - Der Ausschluss jüdischer Schüler
Klášterec nad Ohří - Okkupation
der Sudetengebiete
Köln - Edelweißpiraten
Krems - Das Massaker von Stein
Liberec - Novemberpogrom 1938
Mainz/Wiesbaden - Der Lebensborn e. V.
Poznań - Konzentrationslager Fort VII
Pritzwalk - Todesmarsch im Belower Wald 1945
Rendsburg - Das Schicksal des Dr. Bamberger
Wien/Oberösterreich - Der „Anschluss"
Zabrze - Novemberpogrom 1938
Kontakt und weitere Informationen
Kirsten
Pörschke
Projektleitung
step21 [Weiße Flecken]
step21
- Initiative für Toleranz und Verantwortung
Jugend
fordert! Gemeinnützige GmbH
Steinhöft
7 - Haus am Fleet
20459
Hamburg
Tel.
+49 (0)40 - 37 85 96 14
Fax
+49 (0)40 - 37 85 96 13
E:Mail: poerschke.kirsten@step21.de

