06.06.2008
„Künstler im Spannungsfeld zwischen couragiertem Engagement und Anpassung“ - eine Veranstaltung des BfDT im Rahmen des 14. Jewish Film Festivals Berlin & Potsdam
Gastbeitrag von Juan Moreno (Der Spiegel)
Am 2. Juni veranstaltete das BFDT die Podiumsdiskussion „Wegsehen oder Hinschauen? Künstler im Spannungsfeld zwischen couragiertem Engagement und Anpassung" im Rahmen des 14. Jewish Film Festivals Berlin & Potsdamvon der Veranstaltung berichtet Juan Moreno (Der Spiegel)
Ich sitze neben Ferran Rañe, und bin begeistert von diesem Mann. Rañe ist ein bekannter Theater- und Filmschauspieler in Spanien. Gerade hat er gesagt, dass der Film, den wir gerade alle gesehen haben, „The Clown and the Führer" ein „kleiner, großer Film" sei. Er hat recht, er ist der Hauptdarsteller, er ist der Film. Ich sitze neben Rañe, und soll Fragen stellen, schließlich bin ich der Moderator der Podiumsdiskussion. Dabei kann ich ihm nur sagen, dass ich diesen Film hinreißend finde, die Idee hinreißend finde, ihn hinreißend finde.
Die Podiumsdiskussion trägt den Namen: „Wegsehen oder Hinschauen? Künstler im Spannungsfeld zwischen couragiertem Engagement und Anpassung". Das Bündnis für Demokratie und Toleranz hat im Rahmen des 14. Jewish Film Festival Berlin & Potsdam zu Film und Diskussion eingeladen. Neben Rané sitzt Gerard Vázquez, Autor des Theaterstücks „Uhhh!", das als Vorlage für den Film diente. Links von mir sitzt Stefanie Kloß, die Stimme von Silbermond, einer der erfolgreichsten deutschen Bands. Ganz außen hat Thomas Stolle Platz genommen, Gitarrist von Silbermond. Silbermond engagiert sich seit Jahren gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus.
„The Clown and the Führer" erzählt die Geschichte einer Einladung. Charlie Rivel, der Clown, der in Deutschland schon in den 30er Jahren Triumphe gefeiert hatte, soll bei einer Gala zu Ehren von Hitlers Geburtstag aufzutreten. Der kleine, sehr theaternah inszenierte Film von Eduard Cortés nutzt die kleine, zerbrechliche Figur des Clowns, um große Fragen zu stellen. Wie steht der Künstler zur Macht? Wo beginnt Zensur? Wo Freiheit? Wo Widerstand? Wo Opportunismus? Charlie Rivel hat es wirklich gegeben; und er war Hitlers Lieblingsclown. Die Begegnung zwischen Hitler und dem Clown, die „The Clown and the Führer" (2007) nach dem Theaterstück "Uuuh!" von Gérard Vázquez erzählt, ist allerdings frei erfunden.
Es wird eine sehr angenehme Gesprächsrunde. Rañe erzählt von seiner Zeit als Schauspieler unter Franco. Er musste 1978 für ein Jahr nach Frankreich ins Exil. Er weiß, was er spielt, er weiß, was es bedeutet, die Macht herauszufordern. Zwischen ihm, Gérard Vázquez und den beiden jungen Künstlern von Silbermond entwickelt sich ein Gespräch, ich muss nichts tun. „Jeder muss für sich selbst entscheiden, wie weit er als Künstler zu gehen bereit ist", sagt Vázquez. Stefanie Kloß spricht von der Verantwortung, die sie spürt. Erfolg erzeugt Verantwortung, findet sie. Sie spricht aber auch vor der Angst zu scheitern. „Ich weiß nicht, ob ich wirklich im richtigen Moment Zivilcourage beweisen würde." Es ist keine lange Diskussion. Man kann in 40 Minuten nicht erklären, wie sich ein Künstler zur Macht stellen sollte. Man kann einen Einblick geben. Und das tun die beteiligten. Ferran Rañe bringt es für sich auf den Punkt: „Mein Ziel ist es, dass die Herrschenden mich nicht allzusehr mögen. Wenn das der Fall ist, macht man vieles richtig."
