Das sind die Botschafter/-innen für Demokratie und Toleranz 2022

Der Höhepunkt des Festakts zur Feier des Grundgesetzes im Berliner Ensemble am 23. Mai war die Auszeichnung der "Botschafter/-innen für Demokratie und Toleranz". Gewürdigt wurde das zivilgesellschaftliche Engagement von fünf Einzelpersonen und Initiativen, die sich in besonders herausragender Weise um Demokratie und Toleranz verdient gemacht haben. Sie stärken mit ihrer zivilgesellschaftlichen Arbeit eine demokratische und tolerante Alltagskultur, zeigen in besonders vorbildlicher Weise Zivilcourage oder beziehen gegen Extremismus und Gewalt Position. Damit verkörpern sie die Bedeutung bürgerschaftlichen Engagements. Der Preis wurde mit jeweils 5.000 € dotiert. In diesem Jahr wurden die Preistragenden aus 138 Vorschlägen ausgewählt.



Igor Levit

Igor Levit © BfDTIgor Levit © BfDT
Der in Russland geborene Pianist Igor Levit stammt aus einer jüdischen Familie und kam mit acht Jahren als sogenannter "Kontingentflüchtling" mit seiner Familie nach Deutschland. Er gilt als einer der bedeutendsten internationalen Pianisten seiner Generation. Gleichzeitig ist er eine prominente politische Stimme, da er sich regelmäßig zu Themen wie Antisemitismus, Rassismus und Zivilcourage äußert.

2015 spielte Herr Levit für neuangekommene geflüchtete Familien, um ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit zu vermitteln. Aus Protest gegen die Auszeichnung der Rapper Farid Bang und Kollegah - deren Album antisemitische sowie frauenverachtende Parolen enthielt - gab Herr Levit seinen Echo bei der Echoverleihung 2018 öffentlich zurück. 2019 unterstützte er "Fridays for Future" mit seinem Klavierspiel auf der Straße. Im gleichen Jahr erhielt Herr Levit eine Mail, in der ihm mit einem antisemitisch konnotierten Mordanschlag bei einem kommenden Konzert gedroht wurde. Trotz der Drohung entschied er sich, unter Polizeischutz und mit verschärften Sicherheitsmaßnahmen das Konzert zu spielen. Am 4. Dezember 2020 unterstützte er die Demonstrationen im Dannenröder Forst mit einem Auftritt am Klavier im Wald. Um Musiker/-innen in der Pandemie zu unterstützen, verkaufte Herr Levit Anfang März 2021 die Notenblätter einer Live-Darbietung. Er wurde zudem zum Botschafter der "Internationalen Wochen gegen Rassismus 2021" ernannt.

Für sein künstlerisches Wirken, aber auch für sein Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus erhielt Herr Levit zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz am Bande (2020) und den Preis für den Dialog der Kulturen des Instituts für Auslandsbeziehungen (2021). Seit 2019 ist er Professor für Klavier an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover.

Dr. Jürgen Micksch

Dr. Jürgen Micksch © BfDTDr. Jürgen Micksch © BfDT
Dr. Jürgen Micksch ist evangelischer Theologe und, Soziologe. Er engagiert sich seit fast fünf Jahrzehnten für gesellschaftliche Minderheiten, die Überwindung von Rassismus und Antisemitismus sowie den Dialog der Religionen.

Von 1974 bis 1984 war Herr Dr. Micksch "Ausländerreferent" im Kirchenamt der EKD in Frankfurt a.M. und initiierte die seit 1975 stattfindende "Interkulturelle Woche", bei der u.a. Kirchen, Kommunen und Migrantenorganisationen in mehr als 550 Städten und Gemeinden rund 5.000 Veranstaltungen durchführen. Er gründete 1986 "Pro Asyl" und blieb bis 2012 Vorsitzender von dessen Förderverein. 1993 gründete Herr Dr. Micksch "Bürger in sozialen Schwierigkeiten" (BISS), die erste Obdachlosenzeitung Deutschlands. Von 1993 bis 2001 war er der Interkulturelle Beauftragte der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Zudem war er zwischen 1994 und 2017 Vorsitzender des Interkulturellen Rates in Deutschland und geschäftsführender Vorstand der Stiftung für die Internationalen Wochen gegen Rassismus (IWR), die sämtliche Veranstaltungen rund um die IWR koordiniert.

Für seinen Einsatz für Geflüchtete, sein Engagement für das friedliche Zusammenleben in einer multikulturellen Gesellschaft, die Förderung des Interreligiösen Dialogs und vielfältige soziale Initiativen wurde Herr Dr. Micksch 2012 mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Anna Staroselski

Anna Staroselski © BfDT Anna Staroselski © BfDT
Anna Staroselski ist seit 2017 Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) - der bundesweiten, politischen Interessenvertretung von 25.000 jungen Jüdinnen und Juden in Deutschland im Alter zwischen 18 und 35 Jahren. Als Präsidentin der JSUD setzt sich Frau Staroselski aktiv gegen Antisemitismus und Extremismus sowie jede Form rassistischer, fremdenfeindlicher, religiöser und politischer Diskriminierung ein. Weiterhin gehört es zu ihren Kernanliegen, auf die Gefahren im Zuge der Verbreitung von Verschwörungserzählungen und der Radikalisierungen im Netz aufmerksam zu machen.

Mit ihrem Engagement sorgt Frau Staroselski dafür, dass jüdische Studierende als starke Stimme in öffentlichen Diskursen wahrgenommen werden. Für ihre Arbeit wird sie vor allem auf Social Media (bei Twitter und Instagram hat sie zusammen rund 13.000 Follower/-innen) immer wieder angefeindet. Davon lässt sich Frau Staroselski jedoch nicht abhalten, vielmehr leistet sie durch zahlreiche Projekte, Kampagnen, Kundgebungen sowie öffentlichkeitswirksame Medienauftritte in u.a. Talkshows einen entscheidenden Beitrag sowohl zum Empowerment junger jüdischer Erwachsener als auch zur Sichtbarmachung jüdischen Lebens in Deutschland sowie zur Sensibilisierung der nicht-jüdischen Öffentlichkeit für jüdische Themen. So initiierte sie mit der JSUD etwa die jüdischen Campuswochen über Politik und jüdische Kultur sowie den "Jewish Women Empowerment Summit", der 2021 bereits zum dritten Mal in Zusammenarbeit mit der Bildungsabteilung des Zentralrates sowie der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland veranstaltet wurde.

Ali Can

Ali Can © BfDTAli Can © BfDT
Ali Can ist Sozialaktivist und Autor. National wie international bekannt wurde er vor allem als Initiator der "Hotline für besorgte Bürger" sowie des Hashtags "MeTwo", der sich gegen Alltagsrassismus wendet und nicht nur bei Twitter tausendfach verbreitet wurde, sondern auch in den Medien auf große Resonanz stieß.

Daneben setzt sich Herr Can seit mehreren Jahren mit verschiedenen Aktivitäten für eine offene Debattenkultur, gegen Rassismus und für eine lebendige Demokratie ein: Nachdem Herr Can zunächst als Streetworker arbeitete, gründete er 2016 den Verein Interkultureller Frieden e.V., der sich für ein friedliches Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Religionen, Nationalitäten und Interessen engagiert. Anfang 2019 eröffnete er in Essen das von ihm gegründete "VielRespektZentrum", dessen Vorsitzender er bis heute ist. Dort hat er verschiedene Projekte wie die Antirassismus-Brille, die Respektlotsen, die Plattform für feministisches Engagement oder "wAlman", das neue Deutsche zur Bundestagswahl befähigt, ins Leben gerufen.

Für sein Engagement wurde Herr Can mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Jugenddemokratiepreis 2016. Sein aktuelles Buch ist im Dudenverlag erschienen und heißt "Mehr als eine Heimat. Wie ich Deutschsein neu definiere".

Buntmacher*innen e.V.

Buntmacher*innen e.V. © BfDTBuntmacher*innen e.V. © BfDT
Der Buntmacher*innen e.V. wurde als Reaktion auf die Ereignisse und Ausschreitungen rund um das Chemnitzer Stadtfest 2018 gegründet. In einer Auseinandersetzung während des Festes kam ein Mensch ums Leben, zwei weitere wurden verletzt. In der direkten Folge kam es unter Beteiligung von Rechtsextremen zu gewalttätigen Aufmärschen und Angriffen gegen Menschen, von denen angenommen wurde, dass diese keine Deutsche seien, gegen Pressevertreter/-innen und ein jüdisches Restaurant.

Die zivilgesellschaftliche Initiative, seit 2021 ein eingetragener Verein, engagiert sich seitdem für demokratische Grundwerte, einen offenen Dialog, ein vielfältiges Miteinander und Solidarität. Dafür statt dagegen zu sein ist ihr Motto, unter dem bereits verschiedene Aktionen und Projekte initiiert wurden, darunter die jährlich am 9. November stattfindende Aktion "Lichterwege", das Projekt "Kollektueten" (ehrenamtliche Upcycling-Aktion zur Herstellung von Taschen und Unterstützung einer sozialen Aktion aus dem Verkaufserlös) oder ein Gespräch über jüdische Lebenswelten heute. Weiterhin möchte der Verein durch verschiedene Mobilisierungsaktivitäten, wie z.B. Haustüraktionen, der sinkenden Wahlbeteiligung entgegenwirken.

2019 erhielt der Verein den ersten Preis der Bürgerstiftung für Chemnitz. 2021 wurde dem Verein durch Ministerpräsident Kretschmer der Sächsische Bürgerpreis in der Kategorie "Miteinander stärken – Land gestalten" verliehen.


Pressefotos des Festakts 2022 können Sie unter folgendem Link abrufen: Interner LinkPressefotos BfDT-Festakt 2022

Die Pressemitteilung finden Sie hier: Interner LinkPressemitteilung Festakt 2022




Igor Levit © BfDT

Igor Levit

Der in Russland geborene Pianist Igor Levit stammt aus einer jüdischen Familie und kam mit acht Jahren als sogenannter "Kontingentflüchtling" mit seiner Familie nach Deutschland. Er gilt als einer der bedeutendsten internationalen Pianisten seiner Generation. Gleichzeitig ist er eine prominente politische Stimme, da er sich regelmäßig zu Themen wie Antisemitismus, Rassismus und Zivilcourage äußert.
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Dr. Jürgen Micksch © BfDT

Dr. Jürgen Micksch

Dr. Jürgen Micksch ist evangelischer Theologe und Soziologe. Er engagiert sich seit fast fünf Jahrzehnten für gesellschaftliche Minderheiten, die Überwindung von Rassismus und Antisemitismus sowie den Dialog der Religionen.
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Anna Staroselski © BfDT

Anna Staroselski

Anna Staroselski ist seit 2017 Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland (JSUD) - der bundesweiten, politischen Interessenvertretung von 25.000 jungen Jüdinnen und Juden in Deutschland im Alter zwischen 18 und 35 Jahren. Sie setzt sich aktiv gegen Antisemitismus und Extremismus sowie jede Form rassistischer, religiöser und politischer Diskriminierung ein.
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Ali Can © BfDT

Ali Can

Ali Can ist Sozialaktivist und Autor. National wie international bekannt wurde er vor allem als Initiator der "Hotline für besorgte Bürger" sowie des Hashtags "MeTwo", der sich gegen Alltagsrassismus wendet und nicht nur bei Twitter tausendfach verbreitet wurde, sondern auch in den Medien auf große Resonanz stieß.
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Buntmacher*innen e.V.

Der Buntmacher*innen e.V. wurde als Reaktion auf die Ereignisse und Ausschreitungen rund um das Chemnitzer Stadtfest 2018 gegründet, in dessen Folge es unter der Beteiligung von Rechtsextremen zu gewalttätigen Aufmärschen und Angriffen kam. Die zivilgesellschaftliche Initiative engagiert sich seitdem für demokratische Grundwerte, ein vielfältiges Miteinander sowie Solidarität.
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