16.09.2011

Festakt/ Auszeichnung "Botschafter" 2008

Foto: Botschafter für Demokratie und Toleranz; BfDTFoto: Botschafter für Demokratie und Toleranz; BfDT
Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble und die Bundesministerin der Justiz, Brigitte Zypries,zeichneten am 23. Maidie „Botschafter für Demokratie und Toleranz" in Berlin aus. Die Auszeichnungen sind mit einem Preisgeld von jeweils 5.000 Euro dotiert. Das „Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt (BfDT)" verlieh den Preiszum achten Mal. Es ehrt damit Einzelpersonen und Initiativen, die in herausragender Weise die Werte des Grundgesetzes täglich leben und umsetzen. Die Preisverleihung bildete den Höhepunkt des Jugendkongresses zum Tag des Grundgesetzes, zu dem das Bündnis für Demokratie und Toleranz jährlich an den Tagen um den 23. Mai rund 450 Jugendliche aus dem gesamten Bundesgebiet nach Berlin einlädt.

Bundesinnenminister Dr. Wolfgang Schäuble würdigte das verantwortungsvolle Handeln der fünf Preisträger: „Eine der wichtigsten Aufgaben demokratischer Parteien und Institutionen, aber auch der Bürgerinnen und Bürger ist es, Menschen für die Demokratie und ein tolerantes Miteinander zu gewinnen. Die ausgezeichneten ‚Botschafter für Demokratie und Toleranz' sind vorbildliche Beispiele dafür, wie man diese gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen kann. Sie stehen stellvertretend für eine Vielzahl von Menschen und Gruppen, die bereit sind, in ihrem Umfeld gegen jede Form von Extremismus Gesicht zu zeigen und für die Demokratie einzutreten."

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries betonte die gesellschaftliche Bedeutung des Engagements der „Botschafter für Demokratie und Toleranz": „Die Preisträger zeigen beispielhaft, wie sich jede und jeder für Demokratie und Toleranz als Grundpfeiler unseres Gemeinwesens einsetzen kann. Mit ihren Initiativen und ihrem mutigen Einsatz für die Werte des Grundgesetzes setzen die Ausgezeichneten nicht nur ein eindrucksvolles Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung, sondern unterstreichen damit auch die Bedeutung bürgerschaftlichen Engagements für ein friedliches Zusammenleben. Die Preisträger verdienen hierfür unsere höchste Anerkennung. Solche tatkräftigen Menschen braucht unsere Gesellschaft!"



Preisträger




Foto: Preisträger Gunter Demnig; BMI
Gunter Demnig,Köln (Nordrhein-Westfalen)

Der Künstler Gunter Demnig erinnert seit 1995 an die Opfer des Nationalsozialismus, indem er „Stolpersteine" vor dem letzten Wohnort der Verfolgten und Ermordeten in den öffentlichen Bürgersteig integriert. Die Steine tragen an der Oberseite eine 10 x 10 cm große Messingtafel, in die er die Überschrift „hier wohnte" und darunter den Namen, den Jahrgang und das Schicksal des Menschen einstanzt. Ausgehend von der Überlegung, dass Menschen erst vergessen sind, wenn ihr Name vergessen ist, gibt Gunter Demnig den Opfern ein Gesicht und hebt sie aus der anonymen Masse der Opfer heraus. Auf diese Weise wird ein Mahnmal geschaffen, das nicht einfach links liegen gelassen werden kann, sondern täglich an das Leid dieser Menschen erinnert. Gemeinsam mit Überlebenden, Nachkommen und Historikern rekonstruiert er die Wohnorte der Deportierten und finanziert über Patenschaften und Spenden die künstlerischen Arbeiten. Seit 1995 hat Gunter Demnig circa 12.500 Steine dieser Steine in 277 Ortschaften, unter anderem auch in Österreich und Ungarn, verlegt, um mit den „Stolpersteinen" das Gedenken im öffentlichen Raum zu verankern.

Interner LinkZum Filmportrait






Foto: Preisträger Ibraimo Alberto; BMI
Ibraimo Alberto, Schwedt (Brandenburg)

Ibraimo Alberto kam 1981 zur Ausbildung aus Mosambik in die ehemalige DDR. Während seiner Ausbildung qualifizierte er sich zum Sozialarbeiter und war verantwortlich für die Betreuung der mosambikanischen Lehrlinge und Student/innen. Nach der Wende arbeitete er als Sozialarbeiter in einem Asylbewerberheim in der Uckermark. Im Jahr 2006 wurde Ibraimo Alberto von der Stadtverordnetenversammlung als ehrenamtlicher Ausländerbeauftragter der Stadt Schwedt gewählt. In dieser Funktion berät und betreut er Migrant/innen, bringt ihre Interessen in den politischen Prozess ein und versucht, die Kommune für ihre Probleme zu sensibilisieren. Zudem engagiert er sich ehrenamtlich in Netzwerken gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in Schwedt und Angermünde. Wegen dieses Engagements wurde Ibraimo Alberto leider mehrmals Opfer verbaler und physischer rechtsextremer Angriffe. Trotz der massiven Anfeindungen der rechtsextremen Szene in Schwedt unterließ er es nie, öffentlich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aufzutreten. Ibraimo Alberto setzt durch sein Handeln ein außerordentlich positives Zeichen für die Toleranz in unserer Gesellschaft und lässt sich auch trotz persönlicher Nachteile nicht von diesem bemerkenswerten Weg abbringen.

Interner LinkZum Filmportrait




Foto: Preisträger Grenzdenkmalverein Hötensleben e.V.; BMI
Grenzdenkmalverein Hötensleben e.V. (Sachsen-Anhalt)

Der Grenzdenkmalverein Hötensleben e.V. mit seinem Vorsitzenden Herrn Walter setzt sich für den Erhalt eines Abschnitts der ehemals innerdeutschen Grenze bei Hötensleben ein. Der Verein wurde 1993 gegründet, um dem Vergessen, Verdrängen und Verklären der DDR-Zeit entgegen zu wirken und die Deutsche Einheit zu fördern. Vor diesem Hintergrund initiierte der Verein die Spendenaktion „Bäume überwinden Mauern". Auf einem Abschnitt der ehemaligen Grenze wurden 80 Bäume gepflanzt, um an den Mauerverlauf im Ortsbereich zu erinnern und ein symbolisches Bekenntnis zur Deutschen Einheit abzugeben. Durch den symbolischen baulichen Erhalt der Grenzanlage möchte der Verein an die Gewalt und Repression des DDR-Staates erinnern und gerade Jugendlichen ermöglichen, sich über diesen Abschnitt der deutschen Geschichte zu informieren. Zu diesem Zweck wird seit 1998 jährlich ein internationales Jugendworkcamp veranstaltet. Die ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins organisieren zudem Führungen und veröffentlichen das Buch „Heringsbahn", welches die Grenzgeschichte von Hötensleben zwischen 1945 und 1952 zum Inhalt hat. Der Grenzdenkmalverein Hötensleben e.V. beteiligt sich somit aktiv an der Aufarbeitung der jüngsten deutschen Geschichte und dem Gedenken an ihre Opfer.

Interner LinkZum Filmportrait






Foto: Preisträger TSV Maccabi München e.V.; BMI
TSV Maccabi München e.V. (Bayern)

Der 1965 gegründete Mehrsparten-Verein TSV Maccabi München e.V. zählt über 750 Mitglieder unterschiedlicher Religionen und Herkunft. Bei TSV Maccabi München e.V. engagieren sich im Bereich der Jugendarbeit viele Trainer mit Migrationshintergrund, die aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen einen besonderen Beitrag zur Integration von ausländischen Jugendlichen leisten können. Da die Jugendmannschaften vor dem Hintergrund ihrer jüdischen Vereinsgeschichte zuletzt oft beleidigt und bedroht wurden, spielen sie nun in der Spielrunde des Landkreises statt in der regulären Stadtliga. Der Verein zeichnet sich durch sein öffentliches Auftreten gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung aus und versucht durch zahlreiche sportliche und kulturelle Veranstaltungen für ein tolerantes und vorurteilsfreies Miteinander auch abseits des Fußballplatzes zu werben. So beteiligten sich Vereinsmitglieder unter anderem bei der Organisation eines Freundschaftsspiels eines israelisch-palästinensischen Teams gegen die U17 des FC Bayern in der fast komplett gefüllten Allianz-Arena, um ein Zeichen für ihre Ziele zu setzen, und initiierten ein Treffen von 150 Fans aus Polen, England und Deutschland mit ehemaligen Häftlingen des Konzentrationslagers Dachau.

Interner LinkZum Filmportrait






Foto: Preisträger Hans Bonkas; BMI
Hans Bonkas, Frankfurt am Main (Hessen)

Hans Bonkas ist Vorsitzender des Vereins „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten". Hier engagieren sich heute Menschen mit dem Ziel, den demokratisch verfassten Staat Bundesrepublik Deutschland zu stärken. Das Reichsbanner erinnert vor allem an jene Frauen und Männer, die im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold unter Einsatz ihres Lebens für den Erhalt der ersten deutschen Demokratie gekämpft haben. Hans Bonkas wurde von den Nationalsozialisten wegen seiner Mitgliedschaft in der Organisation Reichsbanner verfolgt; in der DDR war er sieben Jahre als politischer Gefangener in der berüchtigten Haftanstalt Bautzen inhaftiert. Von einem sowjetischen Gericht zum Tode verurteilt, wurde er nur durch Zufall begnadigt. Hans Bonkas hat somit zwei Diktaturen am eigenen Leibe erlebt und überlebt. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen engagiert sich der heute 86-Jährige unermüdlich für die Vermittlung demokratischer Werte, besucht Schulen in ganz Deutschland und will so die Erinnerung an Diktatur und Unrecht wach halten. Zeitzeugen wie Hans Bonkas kann kein Geschichtsunterricht adäquat ersetzen. Seine ergreifenden Schilderungen sorgen dafür, dass diese dunklen Kapitel der deutschen Geschichte nicht vergessen werden.

Interner LinkZum Filmportrait