08.06.2015

Bericht der Preisverleihung des Wettbewerbs "Aktiv für Demokratie und Toleranz" 2014 in Mannheim

Der Oberbürgermeister der Stadt Mannheim Dr. Peter Kurz begrüßte die Gäste der Preisverleihung (Foto: BfDT)Der Oberbürgermeister der Stadt Mannheim Dr. Peter Kurz begrüßte die Gäste der Preisverleihung (Foto: BfDT)
Die ausgezeichneten Preisträger/-innen des Wettbewerbs "Aktiv für Demokratie und Toleranz" 2014 in Mannheim (Foto: BfDT)Die ausgezeichneten Preisträger/-innen des Wettbewerbs "Aktiv für Demokratie und Toleranz" 2014 in Mannheim (Foto: BfDT)
Die dritte Preisverleihung des bundesweiten Wettbewerbs „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ 2014 fand am 3. Juni 2015 in Mannheim statt. Sechs Projekte aus Baden-Württemberg und Hessen wurden im feierlichen Rahmen im Ratssaal des Stadthauses geehrt. Zusammen mit dem Oberbürgermeister der Stadt Mannheim, Dr. Peter Kurz, zeichnete Herr Christian Petry, Beiratsmitglied des Bündnisses für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (BfDT), die Preisträger/-innen aus.
285 Vereine und Initiativen hatten sich im Jahr 2014 beim BfDT im Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ beworben. Der Beirat des BfDT hat daraus 66 Initiativen und Projekte für ihr vorbildliches und nachahmenswertes zivilgesellschaftliches Engagement für Demokratie und Toleranz als Preisträger ausgewählt.
Die öffentliche Preisverleihung wurde durch ein Grußwort von Oberbürgermeister Dr. Kurz eröffnet, in dem er über die Bedeutung der Demokratie, der Toleranz und die Entwicklung einer Willkommenskultur für unsere Gesellschaft und für die erfolgreiche Integration von Migrant/-innen und Flüchtlingen sprach. Cornelia Schmitz, die stellvertretende Leiterin der Geschäftsstelle des BfDT, schilderte in ihrem Grußwort die Arbeit des BfDT und die Geschichte des Wettbewerbs. Als nächstes wurden die Preise vergeben und die Preisträger bekamen die Gelegenheit, ihre Projekte und ihre Arbeit vorzustellen. Dabei berichteten sie über bisherige Herausforderungen und über zukünftige Ziele. In der Mitte der Preisverleihung sang die Band des Vereins „Mannheim sagt Ja“ den gleichnamigen Song, der die Bedeutung der Toleranz betont und somit die Arbeit der Preisträger/-innen unterstrich.
Die Preisverleihung endete mit einem weiteren musikalischen Beitrag von „Mannheim sagt Ja“. Anschließend wurden alle Teilnehmer/-innen zu einem Empfang eingeladen, wo sie die Möglichkeit hatten miteinander ins Gespräch zu kommen, neue Kontakte zu knüpfen und alte Bekannte wiederzusehen.

Ziel des Wettbewerbes "Aktiv für Demokratie und Toleranz" ist es, zivilgesellschaftliches Engagement in Deutschland sichtbar zu machen. Der Wettbewerb wird jährlich vom Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt ausgeschrieben. Unter dem Motto "Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden" sollen in der Praxis bewährte, gut nachahmbare Projekte, die bereits eine gewisse Verstetigung vorweisen können, identifiziert und mit Preisgeldern zwischen 1.000 und 5.000 Euro prämiert werden. So können sie als Beispiel guter Praxis für Engagierte andernorts dienen.

Folgende Projekte und Initiativen wurden ausgezeichnet:


Baden-Württemberg



Preisträger: Bunt statt Braun Waiblingen, Waiblingen
Projektname: Jugendkulturwoche für Vielfalt und gegen Rassismus


Bunt statt Braun Team Waiblingen mit dem Projekt Jugendkulturwoche für Vielfalt und gegen Rassismus, ausgezeichnet durch Christian Petry, MdB und Beiratsmitglied des BfDT (Foto: BfDT)Bunt statt Braun Team Waiblingen mit dem Projekt Jugendkulturwoche für Vielfalt und gegen Rassismus, ausgezeichnet durch Christian Petry, MdB und Beiratsmitglied des BfDT (Foto: BfDT)
Im Jahr 2005 schlossen sich verschiedene Institutionen und Einzelpersonen zu der Initiative „Bunt statt Braun Waiblingen“ gegen Rechtsextremismus zusammen. Der Zusammenschluss kam aufgrund der Initiative von zwei Jugendlichen aus Waiblingen zustande. Sie wollten auf die Verbreitung von rechtsextremem Gedankengut durch eine sogenannte Schulhof-CD reagieren. Es kam in Waiblingen, einem eher ländlichen Ort in der Nähe von Stuttgart, vermehrt zu rechten Straftaten. Kernstück der Initiative ist eine Jugendkulturwoche gegen Rechtsextremismus im Kulturhaus Schwanen (BW). Dabei werden Workshops, Theateraufführungen, Konzerte, Ausstellungen und Kinofilme durchgeführt. Seit 2009 wird zusätzlich ein Bunt statt Braun Award für junge Künstler/-innen ausgeschrieben. Die Prämierung erfolgt im Rahmen eines Wettbewerbskonzerts am Ende der Jugendkulturwoche inkl. eines Publikumspreises. Schirmherrin ist die Landesministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren.
5000 € Preisgeld

Preisträger: Verein für interkulturelle Verständigung e.V., Müllheim
Projektname: Omigrande


Im Projekt „Omigrande“ des Vereins für interkulturelle Verständigung Müllheim treffen sich regelmäßig (derzeit wöchentlich) Omis & Migrant/-innen, um gemeinsam Theater zu spielen, zu malen, Adventskränze zu basteln, zur Moschee bzw. zur Kirche zu gehen oder aber auch einfach nur um sich über Gott und die Welt zu unterhalten. Das Projekt besteht seit 3 Jahren. Die Treffen erfolgen sowohl zwischen den Tandems (1 Oma & 1 Migrant/-in) als auch innerhalb der gesamten Gruppe. Ältere Personen kennen meistens wenig MigrantInnen und haben evtl. Vorurteile, die mit diesem Projekt überwunden werden sollen. Einheimische fragen oft nach den politischen und religiösen Geschehnissen und kommen so ins Gespräch. Dadurch wird die Toleranz zwischen diesen beiden Gruppen gestärkt. Beide Gruppen lernen die jeweils andere Kultur intensiv kennen und schätzen.
4000 € Preisgeld

Preisträger: Save-Me-Mannheim, Mannheim
Projektname: Flüchtlingshilfe direkt


Die Save-Me-Kampagne Mannheim mit dem Projekt Flüchtlingshilfe direkt, ausgezeichnet durch Dr. Peter Kurz, Oberbürgermeister der Stadt Mannheim (Foto: BfDT)Die Save-Me-Kampagne Mannheim mit dem Projekt Flüchtlingshilfe direkt, ausgezeichnet durch Dr. Peter Kurz, Oberbürgermeister der Stadt Mannheim (Foto: BfDT)
Die Initiative Save-Me-Mannheim hat das Projekt „Flüchtlingshilfe direkt“ 2010 ins Leben gerufen. Ziel der Initiative ist es, dass die Flüchtlinge in die Gesellschaft aufgenommen und wertgeschätzt werden. Sie arbeiten auf verschiedenen Ebenen und unterstützen mittels Patenschaften Flüchtlinge, die in Mannheim leben, bei der Suche nach Arbeit und Sprachkursen, beim Umzug in eigene Wohnungen, bei der Einschulung ihrer Kinder und bei Behördengängen. Über die praktische Direkthilfe hinaus pflegen sie den Kontakt zu Politiker/-innen und Mitarbeiter/-innen der Verwaltung und Arbeitsagentur, um Lösungen für einen erträglicheren Aufenthalt der Flüchtlinge zu erzielen. Durch kulturelle Veranstaltungen versuchen sie, die Öffentlichkeit und die Politik für die lokale, aber auch weltweite Flüchtlingssituation zu sensibilisieren. Anlass ihres Engagements war der Film "Ein Augenblick Freiheit", bei dem das Thema Resettlement dargestellt wurde.
Die Kampagne "Save me - eine Stadt sagt ja" entstand beim Bayerischen Flüchtlingsrat. Bekannt gemacht und maßgeblich gefördert wird sie von der bundesweiten Menschenrechtsorganisation PRO ASYL.
3000 € Preisgeld

Preisträger: Jugend-Guides im Landkreis Tübingen, Tübingen
Projektname: Geocache zum NS-Zwangsarbeitslager


Jugend-Guides im Landkreis Tübingen mit dem Projekt Geocache zum NS-Zwangsarbeitslager, ausgezeichnet durch Christian Petry, MdB und Beiratsmitglied des BfDT (Foto: BfDT)Jugend-Guides im Landkreis Tübingen mit dem Projekt Geocache zum NS-Zwangsarbeitslager, ausgezeichnet durch Christian Petry, MdB und Beiratsmitglied des BfDT (Foto: BfDT)
Im Landkreis Tübingen können sich Jugendliche ab 16 Jahren als Vermittler/-innen und Multiplikator/-innen in lokalen Gedenkstätten bewerben. Diese Jugend-Guides haben es sich zum Ziel gesetzt, NS-Verbrechen vor Ort sichtbar zu machen. Da die Jugend-Guides aus verschiedenen Orten im Landkreis kommen, recherchieren sie, was in ihrem Dorf oder ihrer Stadt passiert ist und vermitteln anderen Jugendlichen einerseits Fakten zur lokalen NS-Geschichte und zum anderen ihre eigene Motivation, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Der Geocache in Dußlingen ist ein Projekt der Jugend-Guides, bei dem man über eine "Schatzsuche" die Orte der Geschichte abgeht und dort mehr über ein ehemaliges Zwangsarbeiterlager vor Ort erfährt. Zielgruppe sind zum einen Schulklassen, da der Cache beim Schulzentrum in Dußlingen startet. Thematisch ist der Cache ab etwa 12 Jahren sinnvoll. Jugend-Guides können Schülergruppen auch begleiten und den Geocache moderieren und ergänzen. Gleichzeitig ist der Geocache auch individuell zu jeder Zeit abgehbar und die Stationen sind selbsterklärend. Im VHS Programm wird viermal im Jahr eine öffentliche Führung angeboten. Weiterhin nutzen auch Privatpersonen den Cache. Wenn man ihn gefunden hat, kann man ein Armband mit dem Zitat („Never again“) eines Überlebenden des Lagers mitnehmen.
Obwohl in Dußlingen über 350 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter eingesetzt wurden, um aus Schiefergestein Öl zu gewinnen, ist dies den meisten Bewohner/-innen nicht bekannt. Zusätzlich zum Geocache gab es drei Workshops zwischen September 2013 und April 2014.
2000 € Preisgeld

Hessen



Preisträger: Schülervertretung des Goethe-Gymnasiums, Bensheim
Projektname: Hier sind wir Mensch – Hier darf ich´s sein!


Die Schülervertretung des Goethe-Gymnasiums Bensheim mit dem Projekt Hier sind wir Mensch - Hier darf ich's sein!, ausgezeichnet durch Christian Petry, MdB und Beiratsmitglied des BfDT (Foto: BfDT)Die Schülervertretung des Goethe-Gymnasiums Bensheim mit dem Projekt Hier sind wir Mensch - Hier darf ich's sein!, ausgezeichnet durch Christian Petry, MdB und Beiratsmitglied des BfDT (Foto: BfDT)
Unter dem Motto ,,Hier sind wir Mensch - Hier darf ich's sein!" veranstaltete die Schülervertretung des Goethe Gymnasiums in Bensheim (HE) vom 14. bis 18. Juli 2014 eine Themenwoche, in der sie die Vielseitigkeit der Gesellschaft in den Fokus rückten. Die Schülerschaft konnte in 30 Veranstaltungsangeboten (Workshops, Vorträgen und Exkursionen) Einblicke in die Themenbereiche Inklusion, Anti-Diskriminierung, Gewaltprävention, Zivilcourage, Intersexualität und Toleranz erlangen und interessante Erfahrungen machen. Die Workshops wurden teilweise unter Einbindung externer Leitung z.B. aus Vereinen durchgeführt. Ein "Nein" zu Diskriminierung und ein "Ja" zu Toleranz und couragiertem Handeln - das war und ist die klare Botschaft und Haltung. Die Schülervertretung hat sich zum Ziel gesetzt, in jedem Schuljahr ein großes Projekt für Courage und Toleranz zu veranstalten. Im letzten Jahr wurde die eingereichte Themenwoche erarbeitet. An der Organisation sind ausschließlich Mitglieder der Schülervertretung beteiligt.
2000 € Preisgeld

Preisträger: DTFO e.V., Dietzenbach
Projektname: InterKultur Pass (kurz: I-Pass)


Das Deutsch - Türkische Forum Stadt und Kreis Offenbach e. V. mit dem Projekt InterKultur Pass (I-Pass), ausgezeichnet durch Christian Petry, MdB und Beiratsmitglied des BfDT (Foto: BfDT)Das Deutsch - Türkische Forum Stadt und Kreis Offenbach e. V. mit dem Projekt InterKultur Pass (I-Pass), ausgezeichnet durch Christian Petry, MdB und Beiratsmitglied des BfDT (Foto: BfDT)
Das Projekt „InterKultur Pass“, kurz I-Pass, des Deutsch-Türkischen Forums Offenbach bildet Jugendliche zu interkulturellen Brückenbauer/-innen und Botschafter/-innen des Ehrenamtes aus. In einem einjährigen Seminarprogramm mit Praktika in Vereinen und Hospitationen in Politik und Verwaltung lernen sie die ehrenamtliche Jugendarbeit in ihrer Kommune kennen. Gemeinnützige Vereine und Organisationen sind Paten-Organisationen der I-Pass-Jugendlichen. Ziel ist es, den Jugendlichen Möglichkeiten zu Partizipation und Teilhabe an der Gesellschaft zu vermitteln und Vereine und Organisationen interkulturell zu öffnen. Die Wahrnehmung der gesellschaftlichen Potentiale von Jugendlichen mit Migrationshintergrund vor Ort soll gestärkt werden. Außerdem geht es bei dem Projekt um die Initiierung von Prozessen zur interkulturellen Öffnung und dem Aufbau bzw. die Stärkung der Jugendarbeit der Vereine und Organisationen vor Ort. Das Zertifikat "I-Pass", welches den Jugendlichen als Bewerbungshilfe dienen soll, orientiert sich am zukünftigen Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) für die nicht-formale Bildung im Zuge der EU-Jugendstrategie 2010-2018. Alle I-Pass Seminare, Praktika und Hospitationen werden von den teilnehmenden Jugendlichen im Sinne der Qualitätssicherung anonym evaluiert.
1000 € Preisgeld

Große Aufmerksamkeit erfuhr die Preisverleihung und das Engagement der Preisträger in der Presse:
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