21.04.2015
Bericht der Preisverleihung des Wettbewerbs "Aktiv für Demokratie und Toleranz" 2014 in Schwerin


Die öffentliche Preisverleihung wurde mit einem Grußwort von Frau Bretschneider eröffnet, die die Bedeutung der Demokratie und des zivilen Engagements für die Gesellschaft hervorhob. Der Leiter der Geschäftsstelle des BfDT, Dr. Gregor Rosenthal, stelle in seinem Grußwort die Geschichte des Preises und die vielfältige Arbeit des BfDT vor. Als nächstes wurden die Preise vergeben. Dabei hatten die Preisträger die Gelegenheit, ihre Projekte vorzustellen und über ihre vielfältige Arbeit, das bislang Erreichte und die zukünftigen Herausforderungen zu erzählen. Glückliche Gewinner sorgten für eine positive und motivierende Atmosphäre. In der Mitte der Preisverleihung spielten die „St. Pauli Rock’n’Roll Kids“ des Preisträgers „Rock Kids St. Pauli“ aus Hamburg zwei selbstgeschriebene Lieder. Anschließend stellte Herr Dr. Dennis Riffel das Serviceportal für ehrenamtlich Engagierte „

Ziel des Wettbewerbes "Aktiv für Demokratie und Toleranz" ist es, zivilgesellschaftliches Engagement in Deutschland sichtbar zu machen. Der Wettbewerb wird jährlich vom Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt ausgeschrieben. Unter dem Motto "Das Rad muss nicht immer neu erfunden werden" sollen in der Praxis bewährte, gut nachahmbare Projekte, die bereits eine gewisse Verstetigung vorweisen können, identifiziert und mit Preisgeldern zwischen 1.000 und 5.000 Euro prämiert werden. So können sie als Beispiel guter Praxis für Engagierte andernorts dienen.
Folgende Projekte und Initiativen wurden ausgezeichnet:
Bremen

Projektname: Interreligiöse Arbeit in Bremen-Gröpelingen
Seit 12 Jahren organisieren die Mitglieder der Mevlana-Moschee sowie der evangelischen Gemeinde Gröpelingen und Oslebshausen regelmäßige, gemeinsame Veranstaltungen, die offen für alle Menschen im Stadtteil Bremen - Gröpelingen sind. In Bremen-Gröpelingen wohnen viele christliche und muslimische Menschen aus verschiedenen Ländern unterschiedlicher Hautfarbe friedlich zusammen. Seit sechs Monaten leben auch 100 überwiegend syrische Flüchtlingen in dem Ort. Die Menschen sollen bei ihren Alltagsbegegnungen miteinander ins Gespräch kommen, beim gemeinsamen Essen Rezepte austauschen und von der Kultur der anderen erfahren und über Alltagssorgen sprechen. Im ev. Gemeindehaus gibt es gemeinsame Iftaressen im Ramadan, Friedensgänge mit Gebeten in beiden Gebetshäusern mit anschließendem Abendessen, interreligiöse Feiern auf einer Bühne zur Eröffnung der Stadtteil-Sommerfeste, Erzählcafés sowie Frauen-Frühstückstreffen mit Austausch über kulturelle und religiöse Gemeinsamkeiten und Unterschiede, christlich-muslimische Jugendbegegnungen und gemeinsame Stadtteilbegegnungen. Anlass zur gemeinsamen Initiative war der Anschlag auf das World Trade Center 2001. Beide Gemeinden hatten Angst, dass sich durch dieses Ereignis das Verhältnis der Religionen zum Nachteil verändern würde.
3000 € Preisgeld
Hamburg

Projektname: offenes Musikprojekt
Das offene Musikprojekt des Vereins Rock Kids St. Pauli ermöglicht es sozial benachteiligten Kindern aus St. Pauli sich kostenlos und ohne musikalische Vorkenntnisse an diversen Rock-Instrumenten auszuprobieren. Das Angebot wird von 50 Kindern pro Woche genutzt und wirkt
gewaltpräventiv. Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 16 Jahren aus belasteten sozialen Verhältnissen, die durch Erfolgserlebnisse gestärkt werden sollen. Hierzu zählen vor allem Kinder und Jugendliche mit starken sozialen und emotionalen Verhaltensauffälligkeiten, häufig mit einer hohen Neigung zur Gewaltbereitschaft und einem sehr niedrigen Selbstwertgefühl. Viele der Beteiligten haben einen Migrationshintergrund. Seit 2010 wurde das Projekt weiterentwickelt. Es wurde ein weiterer Musiknachmittag für ältere Kinder (12-16 Jahre) eingerichtet sowie Begegnungsreisen nach England, Belgien und Polen durchgeführt, wobei ähnliche Musikprojekte besucht und gemeinsame Konzerte gespielt wurden. In der Kinderrockband proben 15 Kinder und Jugendliche mit festen Terminen, so dass sie lernen, Verantwortung für ihre Band zu übernehmen. Auch wird seit 2011 jährlich ein Kinder- und Jugendmusikfest veranstaltet. Alle Projekte werden auf der Bühne vorgeführt und an Musik-Mitmach-Ständen können Besucher/-innen selbst aktiv werden und Instrumente ausprobieren.
4000 € Preisgeld

Projektname: BildungPlus
Bei dem Projekt „Bildung Plus“ der BOX-OUT gGmbH werden ca. 10 – 15 Jugendliche betreut. Diese Jugendlichen sind häufig durch gewaltbereites Verhalten aufgefallen, haben fast alle eine sehr ungünstige Schulkarriere hinter sich und sind teilweise sogar straffällig geworden. Eine sehr durchgängige Ursache ihres Fehlverhaltens ist in dem hohen Maß an Unwissenheit oder dem geringen Bildungsgrad zu finden. Neben dem Boxtraining, das Fairness und anständiges Benehmen lehrt, findet zweimal wöchentlich ein Tutorium statt, in dem den Jugendlichen die Notwendigkeit von Bildung aufgezeigt werden soll. Durch Nachhilfeunterricht in den Kernfächern und Vermittlung von Praktikumsstellen wird den Jugendlichen bei der Ausbildungssuche geholfen. Unterstützt wird das Projekt von einem erfahrenen Lehrer, einer Diplompsychologin sowie zwei Studenten. Finanziert wird das Projekt durch verschiedene Stiftungen. Schirmherr/-in für BOX-OUT gGmbH sind Faith Akin und Regina Halmich.
2000 € Preisgeld

Projektname: Lesetraining Wilhelmsburg
Das „Lesetraining" der Bücherhalle Wilhelmsburg geht auf die spezifischen Bedürfnisse von Wilhelmsburger Kindern aus Zuwandererfamilien ein, die trotz Schulunterrichts nicht richtig lesen können oder den Sinn der Texte nicht verstehen. Über mindestens drei Monate treffen sich das Grundschulkind und sein/e Lesetrainer/-in einmal wöchentlich in der Bibliothek und üben eine Stunde zusammen, bei individuellem Förderbedarf auch länger. Eine Logopädin koordiniert das Projekt ehrenamtlich. Sie berät nicht nur die Lesetrainer/-innen fachlich, sondern ist auch selbst als Lesetrainerin aktiv. Sie gründete das Projekt, weil sie in ihrer täglichen Arbeit immer wieder auf Eltern mit Migrationsgeschichte stieß, die dringend Unterstützung für ihre Kinder suchten. Die Eltern konnten die Sprache selbst nicht gut genug, um ihren Kindern zu helfen und externe Hilfe konnten sie sich nicht leisten.
2000 € Preisgeld
Mecklenburg-Vorpommern

Projektname: Sinti und Roma in den beiden Weltkriegen
Die AG „Kriegsgräber“ der Europaschule Rövershagen hat das Projekt „Sinti und Roma in den beiden Weltkriegen“ als Nachfolgeprojekt des 2010/2011 durchgeführten Projekts „Rom heißt Mensch“ entwickelt. Als Ergebnis entstand eine Ausstellung mit Biographien von Sinti- und Romasoldaten und ein Buch (135 Seiten) mit dem Titel „Aber es ist nie darüber gesprochen worden...“. In dem Buch werden Fakten zu dem Geschehenen und Biographien vorgestellt. Das Buch zeigt, dass einige Sinti- und Romasoldaten direkt von der Front ins KZ geschickt wurden. Diese Sammlung von Einzelschicksalen ermöglicht einen Einblick in einen bisher wenig beachteten Teil der deutschen Geschichte. Das Projekt richtet sich vor allem an Jugendliche (12-21 Jahre), kann aber durchaus auch für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden, da das Wissen über die Geschichte und Schicksale von Sinti und Roma in der Bevölkerung sehr begrenzt und mit Vorurteilen behaftet ist.
3000 € Preisgeld

Projektname: Demokratiefest in Schwerin
Am 23. Mai 2014 feierten auf dem Keplerplatz im Plattenbaugebiet Mueßer Holz rund 400 Schweriner/-innen am 65. Jahrestag des Grundgesetzes ein großes Demokratiefest, zu dem das Aktionsbündnis für ein friedliches und weltoffenes Schwerin und der Verein "Die Platte lebt" eingeladen hatten. Viele Kandidat/-innen für die neue Stadtvertretung kamen dabei mit den Wähler/-innen ins Gespräch und beantworteten auf der Bühne Fragen zu aktuellen Problemen der Stadt. Außerdem gab es ein Demokratie-Quiz, einen Einbürgerungstest und ein gemeinsames Singen der Europahymne ,,Ode an die Freude". Alt und Jung, Einheimische und Migrant/-innen sorgten für ein kurzweiliges Fest, bei dem man eine Menge über Demokratie und Menschenrechte lernen konnte. Es kamen Bewohner/-innen der größten Plattenbausiedlung Schwerins und anderen Gebieten Schwerins. Die Asylbewerber/-innen und Flüchtlinge, die derzeit in Schwerin leben, wurden auch mit einbezogen.
2000 € Preisgeld
Schleswig-Holstein

Projektname: Migranten-Kindern helfen, Deutsch zu lernen
Der Verein „Kontakt“ bietet Kindern mit fremdsprachigem Hintergrund besondere Unterstützung, um die deutsche Sprache zu erlernen. Seit 2011 gehen Lesepaten an die sogenannten DaZ-Zentren (Deutsch als Zweitsprache) an Schulen in Glinde und Reinbek. Hier lernen Schüler/-innen zwischen 11 und 17 Jahren in kleinen Gruppen Deutsch. Sie nehmen in der Schule am regulären Unterricht teil, soweit das sinnvoll und möglich ist. Die Lesepaten unterstützen und helfen den Schüler/-innen, die neue Sprache schneller zu lernen. Durch das Lesen leichter Texte und das Sprechen über deren Inhalt soll den Kindern ein leichter Einstieg in die ihnen fremde Sprache gegeben werden. Neben dem Lesen ist es wichtig, über das Gelesene zu sprechen um zu erfahren, wie viel davon verstanden wurde. Zugleich wird dadurch die Sprachfähigkeit gefördert. Die Lesepaten arbeiten in Zusammenarbeit mit den Lehrer/-innen jeweils mit einzelnen Schülerinnen oder Schülern, die besondere Förderung benötigen.
2000 € Preisgeld
Große Aufmerksamkeit erfuhr die Preisverleihung und das Engagement der Preisträger in der Presse:












