17.03.2015
BAHTALO – Freude und Hoffnung – Preisträger des Wettbewerbs "Aktiv für Demokratie und Toleranz" 2014
Das Bürgernetzwerk Integration Rheinhausen (BIR) widmet sich der ganzheitlichen Integrationsarbeit von Roma und neuerdings auch Flüchtlingsfamilien in Duisburg-Rheinhausen und darüber hinaus. Neben den Roma-Scouts, die eine praktische Begleitung im Alltag anbieten und dem Projekt "Cher neo: Zuhause in Duisburg", das die teils prekären Wohnsituationen der Familien verbessern möchte, organisiert das BIR auch ein Kinder- und Jugend-Kulturprojekt, das unter dem Namen "BAHTALO – Freude und Hoffnung" im Wettbewerb "Aktiv für Demokratie und Toleranz" 2014 als Preisträger ausgezeichnet wurde.Interview mit Annegret Keller-Steegmann
Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem vorbildlichen Projekt "BAHTALO - Freude und Hoffnung"?
Das Projekt Bahtalo entstand im März 2013 in Reaktion auf Demonstrationen und Debatten um das Rheinhauser Roma-Quartier "In den Peschen". Beteiligt waren Künstler/-innen, Bürger/-innen, Schulen und Schüler/-innen im Stadtteil. Mit Hilfe einer Genossenschaftsinitiative gelang es vor der Schließung der Häuser im Sommer 2014, Familien in "normale" Wohnungen in Rheinhausen zu bringen.
Danach begann die eigentliche Integrationsarbeit: mit den Familien, ihren neuen Nachbar/-innen und den Bürger/-innen von Rheinhausen. Das Bürgernetzwerk Integration, das sich mit den Anforderungen und in der täglichen Praxis weiterentwickelt, differenziert und verbreitert hat, arbeitet mit Gemeinden und Jugendzentren, Verbänden und vor allem auch Schulen eng zusammen, um die Menschen in Kontakt zu bringen und Fremdheit zu überwinden. Es organisiert Projektwochen mit Schulen, Konzerte und Veranstaltungen. Es bringt die Familien zusammen, um sich auszutauschen und gemeinsam die nächsten Schritte zu überlegen. Es begleitet die Familien zu Runden Tischen und Gottesdiensten und unterstützt umfassend.
Wo legen Sie den Schwerpunkt Ihrer Arbeit?
Die Familien, mit denen wir zusammenarbeiten, sind gekommen, um ihren Kindern eine bessere Zukunft zu bieten. Die Sorge um die Kinder kann uns einander näher bringen. Heute werden die Weichen gestellt, ob diese nächste Generation in der Mitte unserer Gesellschaft ankommt. Kinder und Familien brauchen deshalb ein gutes und verlässliches Umfeld für eine gelingende Integration. Voraussetzung ist die Integrationsbereitschaft der Eltern und der Aufnahmegesellschaft auf Augenhöhe.
Die Bildungs- und Integrationsangebote sollten so früh wie möglich beginnen, spätestens bei Vorschulkindern, denn Kindergartenbeiträge sind von den meist kinderreichen Familien schwer aufzubringen. Um den Spracherwerb zu beschleunigen, sollten die Kinder zweimal in der Woche Unterricht erhalten und zum Spielen zusammen kommen. So hatten die Kinder aus "den Peschen", die ein Jahr an den Bahtalo-Angeboten teilgenommen haben, weniger Schwierigkeiten beim Schulanfang. Den Kindern kann durch gute Schulbildung eine reale Perspektive eröffnet werden.
Aber auch für Jugendliche und ihre Eltern bietet das Netzwerk vielfältige Aktionen und Mitwirkungsmöglichkeiten an: kulturelle Aktivitäten in Kooperation mit Art@work, Mitgliedern des Jungen Ensemble Ruhr und des KOM’MA Theater, Stadtteilkonzerte, Chorprojekte, Veranstaltungsbesuche etc.
Darüber hinaus gibt es Sportangebote in Zusammenarbeit mit dem OSC Rheinhausen, Computerkurse, einen Mädchentreff, Exkursionen mit den Kindern und Familien sowie Sprachkurse in Kooperation mit der Volkshochschule für die Eltern. Es wird versucht nicht nur die Väter, sondern auch die Mütter beim Lernen der deutschen Sprache zu unterstützen. Dies gestaltet sich aber aufgrund der familiären Situation und auch mit Blick auf die traditionelle Rolle einer Romni schwierig.
Aktuell konnten wir im Rahmen der Duisburger Akzente 2015, die unter dem Motto HEIMAT standen, mehrere Projekte realisieren und in die Öffentlichkeit tragen: So fand am 12. und 13. März das



Was konnten Sie im Jahr 2014 erreichen und welche Aktionen planen Sie für die Zukunft?
Rheinhausen ist seit über 100 Jahren Ankunftsort. Viele Fremde sind hier heimisch geworden. Dieser Tradition der praktizierten Willkommenskultur fühlen wir uns verpflichtet. Wir wünschen uns Duisburg als offene Stadt, denn Zuwanderung ist eine Chance für die Region. Willkommenskultur und Integrationsarbeit funktionieren unserer Meinung nach nicht ohne effektive Bürgerbeteiligung. Die kommunalen Institutionen sollen die Initiativen vor Ort unterstützen, aber auch mit den Betroffenen selbst kooperieren, Transparenz über Entscheidungen und Planungen herstellen und sich beraten lassen. Unser Bürgernetzwerk kann ganz bestimmt nicht alle Probleme lösen, die in einem Zusammenhang mit Zuwanderung stehen, aber wir können einen konkreten, greifbaren und nachhaltigen Beitrag leisten. Wir werden unsere Projekte auch in diesem Jahr fortsetzen.
Weitere Informationen über das BIR und BAHTLO finden Sie
