28.11.2013

Preisverleihung in Dortmund

Dritte Preisverleihung des Wettbewerbes „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ 2012

Aus Nordrhein-Westfalen wurden am 16. April 2013 dreizehn Preisträger ausgezeichnet. Sie erhalten Preisgelder zwischen 2.000 und 5.000 Euro und wurden im Rahmen einer öffentlichen Preisverleihung geehrt. Die Preisverleihung fand in der Bürgerhalle des Rathauses Dortmund statt und begann um 17.00 Uhr. Der Oberbürgermeister der Stadt Dortmund, Ullrich Sierau, zeichnete gemeinsam mit Leo Monz, Leiter des Bereichs Migration & Qualifizierung beim DGB Bildungswerk e.V und Mitglied im Beirat des BfDT, Gabriele Rohmann, Vorstandsvorsitzende des Archivs der Jugendkulturen e.V. und Mitglied im Beirat des BfDT, und Dr. Gregor Rosenthal, Leiter der Geschäftsstelle des BfDT, vorbildliche und nachahmenswerte Projekte und Initiativen aus. Im Anschluss an die feierliche Veranstaltung bot ein Empfang die Gelegenheit miteinander ins Gespräch zu kommen und neue Kontakte zu knüpfen.
Das „Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (BfDT)“ hat im Wettbewerb 2012 insgesamt 66 Initiativen und Projekte für ihr vorbildliches und nachahmenswertes zivilgesellschaftliches Engagement für Demokratie und Toleranz als Preisträger ausgewählt.

Folgende Projekte wurden ausgezeichnet:
Jäger des Vergessenen
Jugendtreff Velpe der Mediencooperative Steinfurt e.V., Westkappeln
Mit dem Projekt „Jäger des Vergessenen“ wurde ein interaktives Geschichtsprojekt geschaffen, bei dem eine Jugendgruppe des Jugendtreffs Velpe der Mediencooperative Steinfurt e.V. auf eine Geocachingroute zur jüdischen Vergangenheit und zur Zivilcourage Westerkappelns entwickelten. Teilgenommen haben neun Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren. Es geht dabei um die Geschichte jüdischer Familien, die örtliche Heimatgeschichte allgemein und die Sensibilisierung für Themen wie Rassismus und Zivilcourage. Ziel der "Jäger des Vergessenen“ ist es, eine erlebbare Geocachingtour mit modernen Hilfsmitteln (GPS, QR-Codes, Smartphone) für die non-formale Bildung von Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen und den Besucher/-innen die örtliche Geschichte näher zubringen. Das Projekt wurde mit 2.000 Euro ausgezeichnet.

Projekt T – Setz Dich ein!

Rheine ohne Rassismus – Rheine mit Courage Sicherheit in Rheine , Arbeitskreis Demokratie, Toleranz und Zivilcourage
Das Projekt „T - setz dich ein! Rheine ohne Rassismus - Rheine mit Courage“ ist ein seit 2011 aktives Projekt zur Entwicklung verschiedener Vorgehensweisen gegen jegliche Diskriminierung von Einzelpersonen oder Gruppen in der Stadt Rheine. Die Projektgruppe ist aus der Initiative der Stadtschülervertretung Rheine ins Leben gerufen worden und wird vom Stadtjugendring Rheine e.V. und dem „Arbeitskreis Demokratie, Toleranz und Zivilcourage“ sowie dem kriminalpräventiven Gremium „Sicherheit in Rheine SIS“ unterstützt. Im Kern verfolgte die Projektgruppe die Prinzipien und das Selbstverständnis von „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ auf die Stadt Rheine zu übertragen. Das Projekt wurde mit 2.000 Euro ausgezeichnet.

Auf den Spuren von Annie und Sini
Stichting Vrienden van Kolle Kaal und Kolle Kaal Förderverein e.V., Borken
Die Stichting Vrieden van Kolle Kaal wurde 2004 als eine deutsch-holländische Stiftung gegründet. Die Arbeit der Stiftung soll helfen, Wissen über den Holocaust und das Geschehen im niederländisch-deutschen Grenzgebiet im Zweiten Weltkrieg zu vermitteln. Mit dem Projekt „Auf den Spuren von Annie und Sini“ will die Stiftung Lehrpersonen aller Schulformen anregen, das Jugendbuch „Und im Fenster der Himmel“ von Johanna Reiss ab der vierten Klassenstufe einzusetzen, um sich mit den Themen Holocaust und den Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges in Deutschland und den Niederlanden auseinanderzusetzen. Das Bildungsprojekt umfasst mit seinem Angebot Führungen in der Synagoge, eine Stadtführung zu den aus dem Buch bekannten Orten und zu Denkmälern sowie Filmvorführungen. Das Projekt wurde mit 2.000 Euro ausgezeichnet.

Mitmach-Werkstatt gegen Rassismus
PaDeT(w)o, Paderborn
Das Projekt „Mitmach-Werkstatt gegen Rassismus“ aus Paderborn wurde von den zwei Museumspädagogen Jens Hecker und Annalena Müller initiiert. Vom 11. März bis zum 1. Mai 2011 wurde eine Sonderausstellung zum Thema Rassismus in der NS-Gedenkstätte Wewelsburg gezeigt. Angeregt durch die alljährlichen "Internationale Wochen gegen Rassismus" wurde diese partizipative Ausstellung mit 13 interaktiven Stationen entwickelt, in der aktive Museumsbesucher im Mittelpunkt standen und sich beteiligen konnten. Das Ziel der interaktiven Stationen war es, die Sensibilisierung für das Thema Rassismus bei den Besucher/-innen zu fördern und deren eigenes Handeln in einem Erfahrungsraum zu ermöglichen. Das Projekt wurde mit 2.000 Euro ausgezeichnet.

Seniorenbeirat Porta Westfalica
Der Seniorenbeirat in Porta Westfalica wurde 1993 gegründet. Seither nimmt der Beirat die Interessen der älteren Menschen wahr und entwickelt Ideen zur Verbesserung der Lebensverhältnisse der Seniorinnen und Senioren. Er ist Vermittler zwischen den Bürgerinnen und Bürgern und der Stadtverwaltung und setzt sich dabei nicht nur für die Belange der Senioren sowie der Seniorenclubs innerhalb Porta Westfalicas ein. Die acht ehrenamtlichen Mitglieder des Seniorenbeirats suchen auch mit immer wieder neuen Aktivitäten Kontakt zur jüngeren Generation. Als Beispiel sind die Zeitzeugen-Gespräche anzuführen. Seit 2008 berichten und erzählen Senior/-innen in dem Projekt „Zeitzeugengespräche an weiterführenden Schulen“ von ihrer Vergangenheit im Nationalsozialismus. Das Projekt wurde mit 3.000 Euro ausgezeichnet.

Ohne Migration kein Oberhausen
Geschichtswerkstatt Oberhausen e. V.
Das Projekt „Ohne Migration kein Oberhausen“ der Geschichtswerkstatt Oberhausen e.V. wurde 2005 von einem kleinen Kreis geschichtsinteressierter Personen und Historiker ins Leben gerufen. Die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder recherchierten, führten Interviews, entwickelten Konzepte für eine Ausstellung, erstellten eine Broschüre und akquirierten erfolgreich Kooperationspartner/-innen. Im November 2007 konnte als erster Schritt eine Ausstellung unter dem Namen "Geschichte(n) von Migration in Oberhausen" eröffnet werden. Kern der Arbeit ist die Einbeziehung von Alltagsgeschichten, von Geschichte des sogenannten kleinen Mannes und der kleinen Frau. Wir handeln dabei frei nach dem Motto "Grabe wo du stehst". Das Projekt wurde mit 3.000 Euro ausgezeichnet.

Stolpersteine in Ahaus
Arbeitskreis Ahauser Geschichte 1933-1945
Bereits Mitte der 1990er Jahre formierte sich in Ahaus der VHS-Arbeitskreis „Ahauser Geschichte 1933-1945“. Damals beschäftigten sich etwa zehn bis 15 Personen ehrenamtlich mit den Themen Jüdische Geschichte und Zwangsarbeit im Nationalsozialismus. Die Interessierten widmeten sich Forschungsarbeiten und der Aufarbeitung und Bildungsarbeit zur NS-Vergangenheit. Neue Impulse für eine öffentlichkeitswirksame Auseinandersetzung mit der Geschichte erhielt der Arbeitskreis 2005 und initiierte und begleitete bis 2011 insgesamt sieben große Verlegeaktionen mit insgesamt 57 Stolpersteinen des Künstlers Gunter Demnig für jüdische Verfolgte in Ahaus. Im Rahmen der Verlegeaktionen leistete der Arbeitskreis vorbereitende Forschungen unter Einbindung vieler Schülergruppen aller Schulformen, gestaltete die Verlegungen unter großer Beteiligung der Öffentlichkeit und sorgt seitdem für eine nachhaltige Wirkung durch viele Aktionen. Das Projekt wurde mit 3.000 Euro ausgezeichnet.

Grenzen überwinden - Gemeinsam lernen - Integration gestalten. Fortbildung zur Kulturmittlerin
Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), Düsseldorf
Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) hat von 2008 bis 2010 in dem Projekt „Grenzen überwinden – gemeinsam lernen“ 28 Frauen mit und ohne Migrationshintergrund in einem bundesweiten Projekt zu Kulturmittlerinnen ausgebildet. Ein herausragendes Ziel des Projektes war die Öffnung des Verbandes gegenüber Frauen mit Migrationshintergrund. Die Kulturmittlerinnen sollten in ihrem eigenen Umfeld Praxisprojekte anstoßen, neue Initiativen zum interkulturellen Austausch inner- und außerhalb des kfd starten und Impulse für den Verband und dessen Weiterentwicklung setzen. Grundsätze der Fortbildung waren der Dialog auf Augenhöhe, ein lebendiger Kulturbegriff und das gemeinsame Lernen in der Gruppe. Ein Teil der Fortbildung war auch, bei sich zu Hause ein eigenes Projekt zu entwickeln und durchzuführen. Das Projekt wurde mit 4.000 Euro ausgezeichnet.

Historische Erkundung
Stadt Iserlohn
Die „Historische Erkundung“ Iserlohn ist ein Zeitzeugenprojekt, das im November 2000 etabliert und vom Jugendamt, Abteilung Jugendschutz, der Stadt Iserlohn organisiert und begleitet wird. Bei dem Projekt begibt sich der jüdische Zeitzeuge Carl- Heinz Kipper mit Schulklassen zu den Orten in Iserlohn, die an jüdische Geschichte und Verfolgung erinnern. Vor dem Rundgang lesen Kinder im Alter zwischen 11 und 13 Jahren die Geschichte "Mathias und der Mensch aus Bronze", welche die konzeptionelle und pädagogische Grundlage für eine Historische Erkundung bilden soll. Mit der Geschichte und einem kindergerechten Stadtplan erkunden die Kinder dann im Anschluss bedeutende Orte und setzen sich so mit der jüdischen Geschichte und der Verfolgung von Juden während des Nationalsozialismus auseinander. Nach einem Gespräch mit Carl-Heinz Kipper über seine Erlebnisse und Erfahrungen können die Lehrer/-innen das Thema in der Schule mit gestelltem Material weiterführen. Das Projekt wurde mit 4.000 Euro ausgezeichnet.

Mobbing-Kontakt-Stelle
Mobbing-Kontakt-Stelle, Aachen
Seit 2001 gibt es die Mobbing-Kontakt-Stelle, die vom Bistum Aachen, dem Deutschen Gewerkschaftsbund der Region NRW Süd-West und dem Nell-Breuning-Haus getragen wird. Über 40 Ehrenamtliche leisten Telefondienst und die persönlich-begleitende Beratung für Mobbingbetroffene/-opfer. Im Vordergrund steht die Hilfe zur Selbsthilfe. Die professionell ausgebildeten ehrenamtlichen Beraterinnen und Berater nehmen sich insbesondere einer Zielgruppe an, der von Mobbing betroffene Arbeitnehmer/-innen. Im Rahmen von Mobbingprävention gilt es für die Kontakt-Stelle die Öffentlichkeit zu informieren und speziell auch auf die Situation von Menschen mit Migrationshintergrund oder Behinderung hinzuweisen, wenn diese von Mobbing betroffen sind. Im Rahmen dieser Öffentlichkeitsarbeit organisiert die Mobbing-Kontakt-Stelle Fachtagungen und Konferenzen, die von den Ehrenamtlichen durchgeführt werden, um die Gesellschaft über das Thema und seine Folgen zu informieren. Das Projekt wurde mit 4.000 Euro ausgezeichnet.

Botschafter_innen der Erinnerung
Jugendring Dortmund - Verwaltungsausschuss e.V.
Der Jugendring Dortmund – Verwaltungsausschuss e.V. möchte mit dem generationsübergreifenden Projekt „Botschafter/-innen der Erinnerung“ aktiv an die Verbrechen der NS-Diktatur erinnern. Dazu wurden mehr als 40 junge Dortmunder/-innen 2011 in einem verbindlichen und feierlichen Akt zu Botschaftern/-innen der Erinnerung ernannt. Die Jugendlichen sehen die Bewahrung und Weiterentwicklung der Dortmunder Erinnerungskultur als Zukunftsaufgabe und übernehmen als Jugendliche Verantwortung für die aktive Erinnerungsarbeit. Im Mittelpunkt des Engagements steht die Gestaltung zentraler und dezentraler Gedenkveranstaltungen und die Begleitung der selbst erstellten Wanderausstellung „ Weg der Erinnerung“. Das Projekt wurde mit 4.000 Euro ausgezeichnet.

Queerblick TV
queerblick e.V., Dortmund
Das „Queerblick TV-Magazin“ ist ein Fernsehprojekt für Schwule, Lesbische, Bisexuelle und Transidente des queerblick e.V. in Dortmund. Insgesamt 15 Jugendliche arbeiten vor und hinter der Kamera und produzieren ihre eigenen Fernsehbeiträge. Dabei dient ihnen das Medium Video als Möglichkeit, ihrer Lebenssituation Ausdruck zu verleihen. Ihre Beiträge sollen anderen Jugendlichen in ihrer sexuellen Identitätsentwicklung helfen und als Aufklärungs- und Informationsangebot dienen. Gleichzeitig geben sie einem heterosexuellen Publikum einen Einblick in ihre Lebenswelt abseits von Klischees und Stereotypen. Damit will das Team hinter „queerblick“ aktiv einen Beitrag gegen Homo- und Transphobie und für ein vorurteilsfreies Miteinander leisten. Das TV-Magazin hat einen großen Zuspruch - sowohl von den jugendlichen Teilnehmenden als auch von den Zuschauern/-innen. Die Sendung wird mehrmals pro Quartal auf "nrwision - dem TV-Lernsender für NRW" ausgestrahlt. Das Projekt wurde mit 5.000 Euro ausgezeichnet.

Integration durch aktive Teilhabe am Gemeindeleben
Jüdische Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen
Seit 2005 setzt sich die Jüdische Kultusgemeinde Kreis Recklinghausen für die Strukturverbesserung der Beratung und des Betreuungsdienstes für Kontingentflüchtlinge im Kreis Recklinghausen sowie für eine aktive Integration der Gemeindemitglieder und deren Familienangehörige ein. Unter dem Motto „Integration durch aktive Teilhabe am Gemeindeleben“ konnten seit der Gründung 22 russischsprachige Personen mit Zuwanderungsgeschichte als ehrenamtliche Telefonseelsorger gewonnen werden. Die Jüdische Kultusgemeinde verfolgt mit dem Projekt nicht nur das Ziel Telefonseelsorge anzubieten, sondern auch den Stellenwert von ehrenamtlicher sozialer Arbeit in der Gemeinde zu erhöhen. Das Projekt wurde mit 5.000 Euro ausgezeichnet.