02.12.2013

ZUG – Zuwanderer engagieren sich in Krefeld

Preisträger im Wettbewerb "Aktiv für Demokratie und Toleranz 2007"

Foto: ZUG KrefeldFoto: ZUG Krefeld
Foto: ZUG Krefeld
Foto: ZUG Krefeld
Von Gloria Schloeßer (Caritasverband für die Region Krefeld e.V.) 

Seit unserer  Auszeichnung durch das Bündnis für Demokratie und Toleranz sind alle bürgerschaftlich engagierten Menschen im Projekt ZUG mächtig stolz auf ihren Erfolg.

Ein kleiner Rückblick: Als sich 2005 die politischen und die gesetzlichen Rahmenbedingungen änderten, konnten wir unseren Arbeitsansatz der Förderung bürgerschaftlichen Engagements weiter ausbauen. Aus betreuten Aussiedlern und jüdischen Migranten wurden eigenverantwortlich agierende Personen. In der Beratung für russisch sprechende Menschen, im Kalinka Chor oder der Kleiderausgabe hatte ich schon viele Jahre Aussiedler und Flüchtlinge ehrenamtlich in die Arbeit des Caritasverbandes einbezogen. Gleichzeitig beobachtete ich, dass viele Menschen mit unterschiedlichen Stärken nach Deutschland kamen, die hier aber nicht genutzt wurden. Die Zuwanderer waren oft sehr bescheiden, wollten nicht alles fordern. Ganz zaghaft signalisierten sie die Bereitschaft sich in unserer Gesellschaft bürgerschaftlich zu engagieren. Bei vielen war der Integrationsprozess noch lange nicht abgeschlossen, einige verfügten über nur geringe Deutschkenntnisse. Aber das ist die defizitäre Sichtweise. Ich wollte in meinem Projekt ganz gezielt nach den Stärken schauen und den Bedürfnissen der Menschen mit Migrationshintergrund. Ich lernte Tatiana kennen, eine russische Lehrerin, die  die deutsche Sprache nur unzureichend sprach. Sie zog sich zurück und war recht traurig darüber, dass es für sie hier in Krefeld keine Aufgabe gab. Ich ging auf sie zu, und wir entwickelten die Idee der russischen Schule.  Etwas später traute sie sich zu, für große Familiengruppen Ausflüge zu organisieren. Sie wird noch heute dabei von ihrem Mann unterstützt. Als sie dann einen weiteren Sprachkurs besuchte, motivierte sie Eugen, einen Mitschüler, eine Schwimmgruppe aufzubauen. Die Schwimmgruppe ist inzwischen zu einem „Familienunternehmen" geworden. Als Eugen keine Zeit mehr hatte, übernahm sein Schwiegervater Alexander die Aufgabe einmal pro Monat mit ca. 40 neuen Krefeldern das Freizeitbad in Kempen zu besuchen. Zuerst fuhren die Aussiedler aus der Notwohnung mit. Heute ist es eine offene Gruppe geworden, die sich weniger über ihre Herkunft als vielmehr über den Spaß beim Schwimmen und der Entspannung im Solebad definiert und dabei ihre sozialen Kontakte vertieft.

Unsere Arbeit im ZUG hat inzwischen verschiedene Abteile bekommen. Die bürgerschaftlich engagierten Menschen mit Zuwanderungsgeschichte organisieren Gruppen. In einigen treffen sich russisch sprechende Menschen, in anderen Gruppen und Angeboten erreichen wir Menschen im Stadtteil Schicksbaum. So bieten wir einmal in der Woche Kochen am Siemesdyk für 15 Personen an. In der Teestunde werden anspruchsvolle Bildungsinhalte so vermittelt, dass Sprachprobleme berücksichtigt werden können. In der russischen Schule vertiefen in Deutschland geborene Kinder die Muttersprache der Eltern. Im Kinderatelier Schicksbaum werden  Zeichenkurse, eine Kindertheater- und Kindertanzgruppe angeboten. Es sind der Künstler Alex aus St. Petersburg und die Erzieherin Nelli, die hier ihre Fähigkeiten einsetzen.

Ein anderer Schwerpunkt ist die interkulturelle Öffnung.  An einer Haupt- und  Grundschule arbeitet ein Aussiedler als Integrationshelfer. Er half bei der Arbeit mit russisch sprechenden Kindern und Eltern. Eine andere Aussiedlerin unterstützt einen Erziehungshilfeprozess des Jugendamtes. In unserem Fachdienst beraten zwei Frauen russisch sprechende Menschen und sind ein fester Bestandteil unseres Teams.

Ein anderer großer Bereich unseres ZUGes sind die kulturellen Angebote, Ausflüge, Exkursionen, Theaterbesuche, Theateraufführungen, der KinoKlub, Stadtrundfahrten in Krefeld aber auch in Brüssel und Antwerpen, die Schifffahrten auf Rhein und Mosel, die Zoobesuche und die Besuche von Freizeitparks. Alles in Allem waren es im Jahr 2008 54 Einzelaktionen bei denen wir 2270 Menschen erreichten.

Damit unsere Aktivitäten in Krefeld bekannt werden und um weitere Menschen zu motivieren in unseren ZUG einzusteigen, machen wir eine differenzierte Öffentlichkeitsarbeit. Viele Informationen werden weitergegeben und sprechen sich schnell rum. Wir gestalten und verteilen Aushänge und Handzettel. Die meiste Arbeit steckt in unserer Zeitung „Was gibt's?". Hier wird in zwei Sprachen über unsere Arbeit berichtet. Die Zeitung kann im Internet gelesen werden. Interner Linkwww.caritas-krefeld.de.

Die engagierten Menschen erhalten eine Aufwandsentschädigung, damit bei geringem Einkommen keine finanzielle Belastung entsteht. Es finden viele Reflexions- und Planungsgespräche statt. Der Austausch in der großen Gruppe wird meist in einem schönen Rahmen gestaltet. Fortbildungsangebote werden besonders unseren Beraterinnen zugänglich gemacht und finanziert.

Unser ZUG wird zur Hälfte aus Fördermitteln  vom Bistum Aachen, Aktion Mensch, unserer Kleidertruhe und zur anderen Hälfte aus Teilnehmerbeiträgen und Spenden finanziert.

Caritasverband für die Region Krefeld e.V.
ZUG - Zuwanderer engagieren sich
Kontakt: Gloria Schloeßer, Tel. : 02151-63 95 30
e-mail: schloesser@caritas-krefeld.de

Interner LinkInternetseite Caritas Krefeld