08.02.2009

Freiwilligendienste von jungen Menschen mit Migrationshintergrund in den JMD

Preisträger im Wettbewerb "Aktiv für Demokratie und Toleranz 2007"

Foto: Kulturtage; AWO Soest
Foto: Frauengruppe; AWO Soest
von Emma Schiller (AWO Hochsauerland/Soest, Jugendmigrationsdienst)

Unser Projekt gab jungen MigrantInnen die Gelegenheit, ihre positiven Integrationserfahrungen und ihr Wissen im Rahmen eines Freiwilligendienstes im Jugendmigrationsdienst an neu zugewanderte junge Menschen weiterzugeben.

Es nahmen im Bundesgebiet zehn Jugendmigrationsdienste (JMD) in unterschiedlicher Trägerschaft am Modellprojekt teil. Die Koordination des Projektes lag bei der Bundesarbeitsgemeinschaft evangelischer Jugendsozialarbeit. Die JMD haben die Aufgaben, junge MigrantInnen in allen Fragen der Erstintegrationsphase zu unterstützen.

Der Freiwilligendienst ist eine wichtige Form bürgerschaftlichen Engagements und somit ein zentraler Schritt zur Stärkung einer Zivilgesellschaft, an der alle gesellschaftlichen Gruppen aktiv beteilig sind. Junge MigrantInnen verfügen über Ressourcen und Fähigkeiten, die häufig wenig gefördert und genutzt werden. Im Rahmen unseres Projektes wurden die Potentiale der Jugendlichen unterstützt und anerkannt. Auf diese Weise leistete der Freiwilligendienst einen wichtigen Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen Integration.

Die Jugendlichen ergänzten die Angebote im JMD des Kreises Soest sinnbringend. Es wurde die Möglichkeit gegeben, freiwillig ein Angebot zu organisieren, freie Zeit sinnvoll zu verbringen und andere Jugendlichen kennen zu lernen. Zudem wurde eine große Gruppe von jungen Menschen erreicht, die von den Angeboten des Freiwilligendienstes sehr profitierten, sei es durch eine persönliche Patenschaft, Hausaufgabenhilfe, Sprachförderung, Tanz-, Sport-. Frauen- und Kreativgruppen. Der Freiwilligendienst half durch Bildungs- und Reflexionscharakter den Jugendlichen, sich beruflich zu orientieren und ihre Chancen auf ein berufliches Fortkommen zu erhöhen. Während ihrer Tätigkeit wurden die Freiwilligen im JMD professionell betreut. Sie wurden für ihr ehrenamtliches Engagement geschult und nahmen an begleitenden Bildungsseminaren teil.

Die Freiwilligen waren in der Regel mindestens drei Stunden pro Woche bei einer Dauer von drei bis maximal 24 Monaten im JMD tätig. Sie konnten an Projekten und Maßnahmen des JMD mitarbeiten und auch eigene Aktionen planen. Die Teilnehmer konnten beispielsweise in folgenden Bereichen tätig werden: Kursangebote, Freizeitaktivitäten, Patenschaften, Unterstützung bei der Alltagsbewältigung, Hilfe bei der Orientierung in der neuen Stadt, Nachhilfe, Organisation und Durchführung der Sport-, Tanz-, Frauen- und Kreativgruppen. Der Freiwilligendienst kam ihnen auf verschiedenen Ebenen zu Gute. Zum einen hatte die Teilnahme eine persönliche Dimension. Das Selbstbewusstsein und die bikulturelle Identität wurden gestärkt, sie lernten aber auch, eigene Fähigkeiten zu entdecken und Verantwortung zu übernehmen. Während ihrer Tätigkeit konnten die Freiwilligen viele neue soziale Kontakte aufbauen. Die sozial-kulturelle Dimension gewährleistete eine aktive gesellschaftliche Beteiligung und deren öffentliche Anerkennung mit dem Ziel einer stärkeren Integration aller Beteiligten. Durch die aktive Mitarbeit konnten viele Teilnehmer eine Orientierung und Qualifizierung für die weitere persönliche und berufliche Lebensplanung gewinnen; das entspricht der lebensplanerischen Dimension des Projekts.

Die neu eingewanderten MigrantInnen auf der anderen Seite erhielten ein niedrigschwelliges Angebot und profitierten von Erfahrungen aus erster Hand. Sie erhielten die wichtige Möglichkeit, sich in der Muttersprache zu informieren und bekamen Unterstützung von einer Person, die die Situation des Neuzugewanderten aus eigener Erfahrung kennt

In den drei Jahren des Projektes haben die Freiwilligen ca. 65 Veranstaltungen organisiert und durchgeführt. Es wurden ca. 100-130 Kinder und Jugendlichen pro Monat erreicht. Dieses Projekt ersetzte nicht die hauptamtliche soziale Arbeit, sonder konnte die Angebote ergänzen. Der Aufwand war allerdings erheblich und konnte nicht „nebenbei", sondern nur durch den Einsatz einer halben Stelle einer Sozialarbeiterin geleistet werden.

Im Kreis Soest wurde das Projekt durch öffentliche Veranstaltungen in der Stadt und im Kreis bekannt. Die Freiwilligen nehmen an Diskussionen über Integrationsprobleme teil, analysieren die Situationen im Stadtteil, repräsentieren und präsentieren das Projekt nicht nur im Kreis Soest, sondern in ganz Deutschland und in Russland.