11.09.2008
Peer-Training Sachsen e.V.
Preisträger im Wettbewerb "Aktiv für Demokratie und Toleranz 2007"
von Sebastian Schwabe(Peer-Training Sachsen e.V.)
Peer Training im Europäischen Kontext
Die Europäische Peer Training Organisation (EPTO) bildet Jugendliche aus, in den folgenden Bereichen tätig zu werden: Leitung von Diskussionen über die Entstehung und Auswirkung von Vorurteilen und Diskriminierung, Durchführung von Workshops, Organisation von Aktivitäten und Initiativen gegen jede Form von Ausgrenzung in Jugendorganisationen und Schulen. Ziel des europäischen Programms ist es, junge Europäer zu bestärken, aktiv gegen Intoleranz und Rassismus vorzugehen und so langfristig unsere Gesellschaft positiv zu verändern. Im Rahmen des Modellprojektes „Sächsische Jugend für Demokratie" der „Deutschen Kinder- und Jugendstiftung" und dem „Sächsischen Staatsministerium für Soziales" wurden 2001 in Sachsen deutschlandweit die ersten Peer TrainerInnen ausgebildet. Gestaltet wurde die Ausbildung von TrainerInnen von „EPTO" und dem „Eine Welt der Vielfalt e.V." aus Berlin.
Peer Training Sachsen
Peer-Education
Peer-Training Sachsen ist ein sachsenweites Projekt für junge Menschen zwischen 14 und 22 Jahren, das sich mit Themen wie Vorurteilen, Diskriminierung, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Vielfalt auseinandersetzt. Peer TrainerInnen sind speziell ausgebildete junge Menschen, die Workshops an Schulen, in Vereinen sowie bei themenspezifischen Veranstaltungen geben und damit andere Jugendliche trainieren.
Der Peer- Gedanke, welcher das Fundament für die ausschließlich ehrenamtliche Arbeit aller im Projekt Engagierten bildet, beinhaltet die Überzeugung, dass Jugendliche unter Gleichaltrigen besser und vor allem auch voneinander lernen können. Sie vermitteln Inhalte in ihren Reihen glaubwürdiger, da sie sich innerhalb eines ähnlichen Lebens- kontextes (Schule, Erwachsenwerden, Persönlichkeitsfindung etc.) bewegen. Sie können daher Gedanken besser nachvollziehen, als es vielleicht ein Erwachsener kann und ihre Ratschläge und Tipps sind vertrauter und unmittelbarer. Dies stellt für die Tätigkeit unseres Projektes ein riesiges Potenzial dar und bedeutet im Kontext des Peer Trainings: Schüler trainieren Schüler, oder Jugendliche und junge Erwachsene trainieren Jugendliche und junge Erwachsene.
Zielgruppe
Zielgruppe des Projektes Peer Training Sachsen sind Jugendliche im Alter von 14 und 22 Jahren. Als Teilnehmer der einzelnen Peer Training Workshops setzen sich die jungen Menschen aktiv mit ihrem Umgang mit Vorurteilen auseinander.
Aber auch als Peer TrainerInnen selbst können sich Jugendliche im Projekt beteiligen. Nach einer Ausbildung, in der die zukünftigen TrainerInnen für ihre Arbeit befähigt werden, planen und halten sie mit Unterstützung eines erfahrenen Trainers/ einer erfahrenen Trainerin selbst Workshops.
Das Projekt beschränkt seinen Wirkungsbereich nicht ausschließlich auf Schule. Neben der sachsenweiten Workshoparbeit mit Schülern der Haupt-, Mittel- und Berufsschulen, sowie der Gymnasien des Freistaates, gehören auch sämtliche junge Menschen, die in anderen Strukturen, wie Jugendclubs oder Vereinen, integriert sind zur Zielgruppe des Programms. Dabei werden die Workshops nicht mit Einzelpersonen durchgeführt, sondern immer in Gruppen.
Die Workshops
Ein Peer Training Workshop ist immer interaktiv. Die TrainerInnen leiten Übungen und Spiele an, die den Teilnehmenden ihre eigenen Verhaltensweisen im Umgang mit anderen Menschen und Kulturen bewusst machen. Woher kommen Vorurteile und Diskriminierung und wie kann man ihnen begegnen? Gemeinsam werden Lösungsansätze gesucht und diskutiert. Auf diese Weise werden Handlungsweisen und -strategien für den Alltag entwickelt.
Durch das Peer Training soll es den Teilnehmenden möglich gemacht werden, ihre Mitmenschen im Alltag bewusster wahrzunehmen und offener auf Fremdes zu zugehen. In den Workshops lernen die Teilnehmenden sich trotz ihrer individuellen Unterschiede als Gruppe zu verstehen und erproben ihre Teamfähigkeit, bilden sich eigene Meinungen und lernen, diese aktiv zu vertreten. Damit wird ein Beitrag zur Förderung demokratischer Handlungskompetenzen geleistet, der durch den Peer Ansatz an den Erfahrungsfeldern der Jugendlichen ansetzt.
Vor jedem Workshop führen die jungen Peer TrainerInnen ein Gespräch mit den Personen, die einen Workshop bestellt haben. Hier werden Zielstellungen des jeweiligen Trainings und zu bearbeitende Problemstellungen in der betreffenden Gruppe besprochen. Diese Absprachen und der konkrete Bedarf der Schüler vor Ort ermöglichen den Peer TrainerInnen ein individuelles Zuschneiden und flexibles Gestalten eines jeden Workshops auf die jeweilige Gruppe.
Jeder Workshop startet mit Übungen, die es den TeilnehmerInnen ermöglichen, sich aufeinander einzulassen und erste Berührungsängste abzubauen. Die einzelnen Themengebiete werden mit einer Mischung aus interaktiven Methoden, die die Problematik des behandelten Themengebietes verdeutlichen, Aufklärungs- und Informationsbestandteilen sowie Strategien, mit denen den TeilnehmerInnen das eigene Verhalten bewusst gemacht wird, bearbeitet. In anschließenden Diskussionen und Reflektionen werden Verhaltensweisen hinterfragt, Problemstellungen bearbeitet und Lösungs- und Handlungsstrategien entwickelt. In einer, jeden Workshop abschließenden, Feedbackrunde werden noch offene Fragen und Problemstellungen thematisiert, die eine eventuelle weitere Bearbeitung in Folgeworkshops ermöglichen. Gleichfalls wird mit der Abschlussrunde noch einmal verdeutlicht, was jeder Jugendliche aus dem Workshop mitgenommen hat und Raum für konstruktive Kritik geboten. Die Evaluation eines jeden Workshops ermöglicht eine stetige Weiterentwicklung der einzelnen Module und Methoden sowie der Arbeit der einzelnen Peer TrainerInnen. Durch diese Analysen können wir auf entstehenden Bedarf und neue Problemstellungen durch die Erarbeitung und Anwendung neuer Module und Übungen reagieren.
Grundlage für unsere Arbeit bieten die Methoden des Handbuches „Managing Diversity", erstellt vom „Eine Welt der Vielfalt e.V." und der „European Peer Training Organisation" (EPTO). In Anlehnung an dieses Handbuch haben wir Methoden entwickelt, die speziell an den regionalen Bedarf angepasst sind.
Kompetenz- und Wissensvermittlung
Peer Training wirkt auf den Ebenen der Kompetenz- und Wissensvermittlung.
Soziales Lernen steht im Vordergrund der Arbeit des Projektes. Dabei geht es vor allem darum, Alternativen zu verschiedenen uncouragierten Handlungsmustern, sowie ein demokratisches Miteinander, den Umgang mit kultureller Vielfalt, Vorurteilen und Diskriminierung zu trainieren und dafür zu sensibilisieren. Toleranz und interkulturelle Kommunikationskompetenzen werden hierbei ebenso vermittelt, wie ein besseres Gruppengefühl und die Erkenntnis, wie bereichernd es sein kann, miteinander, statt gegeneinander zu arbeiten. Dies ist eine sehr effektive Form von Bildung
(für TeilnehmerInnen und Peer TrainerInnen), die weit über das hinausgeht, was man im Unterricht erreichen kann. Eigenverantwortung wird geschult und damit wird ein wichtiger Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung geleistet. Dies bezieht sich hauptsächlich auf die Peer TrainerInnen, jedoch auch auf TeilnehmerInnen eines Workshops, wenn sie sich auf die Themen einlassen. Hier kann schließlich Anstoß zu weiterem Engagement gegeben werden, denn Peer Training befördert die Mündigkeit und Emanzipation junger Bürger auf jugendgemäße Art. Zu jedem Themengebiet wird neben der Förderung der Handlungskompetenzen großer Wert auf die Vermittlung von Hintergrundwissen und Fakten gelegt. In Kombination erhalten die Jugendlichen damit ein Handwerkszeug, mit welchem sie befähigt werden, ihre Meinung aktiv und kompetent einzubringen.
Struktur
Peer Training Sachsen ist ein Projekt des RAA Sachsen e.V. Derzeit sind im Projekt etwa 40 junge TrainerInnen aktiv. Schüler, Berufsschüler und Studenten, die ehrenamtlich Workshops planen, durchführen und in der Organisation des Projektes tätig sind. Die jungen Peer TrainerInnen organisieren neben ihren Workshops einmal im Jahr mit Unterstützung einer Projektkoordination eine Ausbildung für etwa 15 neue Peer TrainerInnen und drei Konferenzen, auf denen sich die engagierten Jugendlichen austauschen und zu den aktuellen Themen des Projektes weiterbilden. Die Mehrzahl der aktiven Peer TrainerInnen ist im Raum Leipzig tätig, wo auch eine sehr gut ausgebaute Projektstruktur besteht. Das Projekt wird vom Kooperationsprogramm der „Deutschen Kinder- und Jugendstiftung" und dem „Sächsischen Sozialministerium" im Rahmen des Programms „Demokratisches Sachsen!" unterstützt.
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