07.08.2008
Nürtinger Sozialkonferenz - „Bürger für Bürger“
Preisträger im Wettbewerb "Aktiv für Demokratie und Toleranz 2007"
von Hannes Wezel("Nürtinger Bürgertreff")
Seit 10 Jahren existiert die Nürtinger Sozialkonferenz als Form gemeinschaftlicher Beteiligungsmöglichkeit. Wir befassen uns mit aktuellen stadtpolitischen Themen und verfolgen das Ziel „aus Betroffenen, Beteiligte zu machen". Deshalb ist die Stadt auch weit über die Region hinaus für ihr überdurchschnittliches bürgerschaftliches Engagement bekannt. Die Koordination der vielfältigen Angebote durch Gruppen und Aktive wird durch die Geschäftsstelle für Bürgerengagement/ Bürgertreff der Stadt Nürtingen geleistet. Die Sozialkonferenz ist eines von 11 ständigen Beteiligungsforen in denen Bürger mit der Verwaltung und mit Gemeinderäten zusammentreffen, diskutieren und neue Projekte auf den Weg bringen.
Auf der Zukunftskonferenz zum Thema „Interkulturelles Zusammenleben" im Jahr 2002 entstanden eine Reihe von Projekte. Zudem wurde das Interkulturelle Forum eingerichtet, in diesem sitzen entsprechend dem „Civitas-Prinzip" Bürger mit und ohne Migrationshintergrund sowie Gemeinderäte, und Verwaltungspaten der Stadtverwaltung. 14 Prozent der 42.000-Einwohnern der Stadt Nürtingen haben einen Migrationshintergrund und zusammen aus 125 Herkunftsländern kommen. Das Interkulturelle Forum wendet sich an interessierte Bürger, die sich projektbezogen oder auch längerfristig engagieren wollen. Die Lobbyarbeit sowie die Vermittlerrolle zwischen den verschiedenen Gruppierungen werden durch ausgebildete ehrenamtliche Bürgermentorinnen und Bürgermentoren geleistet.
Die Interkulturelle Anlaufstelle im Bürgertreff des Rathauses ist Dreh- und Angelpunkt der Nürtinger Arbeit für Demokratie und Toleranz. Sie wird durch ehrenamtliche Bürgermentoren mit Migrationshintergrund betrieben. Ziel dieser Institution ist die Förderung des friedlichen Miteinanders von Bürgern aus verschiedenen Kulturen in der Stadt Nürtingen. Die Interkulturelle Anlaufstelle unterstützt und informiert sowohl die Bürger als auch die Stadtverwaltung bei Ihren Fragen zu den Themen Integration und Migration. Durch Kontakte in alle Bereiche des gesellschaftlichen und politischen Lebens in Nürtingen, konnten über die Jahre sehr intensive Netzwerke aufgebaut werden und so die Integration und das gegenseitige Verständnis weiter verbessert sowie auf eine Vertrauensbasis gestellt werden.
Die Interkulturelle Anlaufstelle bietet immer mittwochs einen Vormittag für Frauen an. Hier wird hier die Möglichkeit gegeben, Deutsch zu lernen. In diesem Rahmen findet immer wieder ein „Dialogfrühstück" mit den Ämtern der Stadtverwaltung statt. Die räumliche Nähe zum Rathaus einerseits und die offenen Haltung der Verwaltungsmitarbeiter/Innen andererseits sind hier beste Voraussetzungen um gegenseitiges Verständnis zu fördern und zum kulturellen Austausch anzuregen. Ein weiteres wichtiges Angebot ist die monatlich stattfindende Rechtsberatung in der Interkulturellen Anlaufstelle. Einmal monatlich findet außerdem eine „italienische Rentenberatung" statt, die sehr rege von italienischen Migranten in Anspruch genommen wird, die sich mit „Heimkehrgedanken" befassen. Größer wird auch die Nachfrage, wenn es um das Thema Pflegeleistungen für Personen mit Migrationshintergrund geht. Angebote für häusliche Pflege spielen eine große Rolle.
Regelmäßig findet im Bürgertreff die Ausbildung von Bürgermentoren statt. Dabei werden engagierte Bürgerinnen und Bürger mit und ohne Migrationshintergrund zu „Brückenbauern" zwischen Bürgerschaft, Kommunalpolitik und Verwaltung ausgebildet. Die interkulturellen Brückenbauer betreiben aktiv Projekte, die nicht in Konkurrenz, sondern in Ergänzung zur klassischen Kommunalpolitik stehen.
„Nürtingen Interkulturell" steht eindeutig unter dem Motto „Aktiv für Demokratie und Toleranz", oder, wie es Petra Lamberger vom Nationalen Integrationsplan sagt: „Partizipation beinhaltet die Mitwirkung und Mitgestaltung in den verschiedensten Lebensbereichen des kommunalen Lebens. Partizipation ist ein wichtiger Baustein für ein gutes Zusammenleben und ein wichtiges Element zur Verbesserung der Integration von Zuwanderern."
