07.08.2008
„Oberlausitz – neue Heimat e. V.“ - für Demokratie und Toleranz
Preisträger im Wettbewerb "Aktiv für Demokratie und Toleranz 2007"
von Jörg Steinhauer„Oberlausitz - neue Heimat e. V."
Die Parolen der Rechtsextremisten gegenüber Ausländern („Ausländer raus!" usw.) stoßen oft auf Verständnis oder Sympathie bei vielen Alteingesessenen. Diese undifferenzierten Äußerungen basieren auf typischen Vorurteilen, wie zum Beispiel: „Migranten haben einen mangelnden Integrationswillen", „sie kosten nur unser Geld", „sie nehmen den Deutschen die Arbeitsplätze weg". Diese und ähnliche Vorurteile sind unter der Bevölkerung - meist aus Unwissenheit - sehr verbreitet.
Wir sind der Meinung, dass eigenes Engagement der Migranten in Wort und Tat, wichtig und richtig ist, und auf Dauer gegen diese Vorurteile Wirkung zeigen wird. Genau in diesem Bereich konzentriert der Verein seine gegenwärtige Arbeit. Das heißt im Einzelnen:
- Erarbeitung von Präsentationsmaterial mit Argumentationsmustern, aktive Verbreitung dieser Materialen an den verschiedenen Veranstaltungen in der Region (im Form einer Ausstellung zusammen mit Handzettel, Flyer, Zeitungen usw.)
- Veranstaltung auf Wunsch in öffentlichen Einrichtungen (Schulen, Gemeinden, Kirchen, Organisationen, Vereine usw. auch in Ämtern und Betrieben) Durchführung von Unterricht, Treffen usw. mit Diskussionen zu den Hauptthemen „Sind Migranten ein Ballast oder eine Bereicherung für Deutschland?" „Wer sind die Migranten, wo kommen sie her und was können sie?", „Geschichte von Deutschen aus Russland"
- Aufbau der Freizeitzone „Garten" (ca. 2600 m²) als Spielplatz und Freizeitfläche für alle Bewohner und Bürger, besonders für die Kinder
- Entwicklung einer soziokulturellen Einrichtung in Löbau, auf der Basis des Löbauer Begegnungszentrums
- Entwicklung einer soziokulturellen Einrichtung mit internationaler Küche in Ebersbach auf der Basis des Generationstreffs.
Bei der Entwicklung von soziokulturellen Einrichtungen handelt es sich um die Entwicklung von offenen, für alle zugänglichen, Mehrgenerationshäusern mit:
- kulturellen Angeboten für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren
- Beitrag zum Aufbau vom demokratischen Leben, z. B. durch Aufklärungsarbeit: Treff am Kamin, Vorträge, Diskussionen
- Berufsorientierende Maßnahmen, zuerst Ausbildungsangebote (Sprachtraining, PC-Unterricht, Seminare) als auch die Schaffung von Zweckbetrieben im Form von internationaler Küche, Nähestube, kreativer Werkstatt
Außerdem organisiert der Verein zusammen mit zahlreichen Partnern und mit Unterstützung der Stadtverwaltung Löbau schon traditionell das Familienfest am Löbauer Berg (mehr als 800 Gäste im Jahr 2007!). Die Ziele des Festes sind:
- die Verbesserung des friedlichen Zusammenlebens in Löbau-Ost als typischen Ballungsraum von Spätaussiedlern
- die Annäherung der Beziehungen zwischen Spätaussiedlern und Einheimischen
- der Abbau von Missverständnissen und Vorurteilen
- das Aktivieren von Initiativen vor Ort durch Beteiligung der örtlichen Organisationen am Fest
- Aufzeigen der Bemühungen der Migranten bei der Gestaltung des friedlichen Zusammenlebens und ihrer Bereitschaft, Kontakte zu den Einheimische zu knüpfen
- das Schaffen von Voraussetzungen für die zukünftige traditionelle Durchführung des Stadtteilfestes am Löbauer Berg
In diesem Jahr findet dieses Fest am 6. September statt.
Es bleiben auch die selbstorganisierten Ordnungsdienste an den festlichen Tagen, an denen früher die Schlägereien stattgefunden haben (Hexenfeuer, Himmelfahrt, Stadtfest), die zusammen mit der Polizei und den Veranstaltern durchgeführt werden.
Große Bedeutung spielt für den Verein seine aktive Beteiligung bei der Entwicklung des Integrationsnetzwerkes Sachsen. Sowohl die Spätaussiedler, als auch andere Migranten werden im Rahmen der Ausbildung des Netzwerkes von „passiven" Objekten im Integrationsprozess zu aktiven Teilnehmern bei der Bewältigung der verschiedensten Probleme und der Gestaltung Deutschlands als Einwanderungsstaat mit einer interkulturellen Gesellschaft. Das Netzwerk hilft bei der Vorbereitung des Nationalen Integrationsplans in Sachsen. Im November 2008 organisiert es in Löbau ein Diskussionsforum unter dem Titel „Neue Aspekte bei der Integration der Migranten in Sachsen und bei ihrer Mitgestaltung des demokratischen Lebens". Gastgeber dieses Diskussionsforums ist unser Verein.
Als neue Initiative bemüht sich der Verein um die Schaffung eines Jugendzentrums in Löbau. Als erster Schritt soll hier eine Plattform für Live-Konzerte entstehen, in der Folgezeit sollen Probe-, Auftritts- und Aufnahmemöglichkeiten für Nachwuchsbands geschaffen werden. Hinter diesen Bemühungen steht der Gedanken, dass es essentiell ist, Jugendlichen Strukturen und eine materielle Basis zur Verfügung zu stellen, in denen sie spezifisch gefördert werden um so gestärkt gegen sämtliche Formen des Extremismus - in unserem Fall besonders des Rechtsextremismus - widerstehen zu können.
