13.10.2016

Initiativentag "Gesellschaftlicher Zusammenhalt - Was können wir dafür tun?" am 07. und 08. Oktober in Jena

Was können Engagierte für den gesellschaftlichen Zusammenhalt tun?

Oberbürgermeister Dr. Schröter bei seinem Grußwort (Foto: BfDT)Oberbürgermeister Dr. Schröter bei seinem Grußwort (Foto: BfDT)
Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist angesichts der zahlreichen Menschen, die in Deutschland seit vergangenem Jahr Schutz suchen und des rechtspopulistischen Rucks in der deutschen Parteienlandschaft und Gesellschaft derzeit so akut wie kaum ein zweites Thema. Gleich zu Beginn des Initiativentags „Gesellschaftlicher Zusammenhalt – Was können wir dafür tun?“ am 07./08.10.2016 in Jena forderte Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter die Anwesenden in seinem Grußwort auf, „gemeinsam ein Deutschland zu gestalten, welches keine Alternative braucht" – und dafür brauche es zu aller erst einen soliden gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Rund 100 Engagierte aus elf Bundesländern waren der Einladung des BfDT und der Stadt Jena gefolgt, um Handlungsstrategien zu entwickeln, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken können.

In seiner Einführung unterstrich Dr. Gregor Rosenthal, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt auf einem intakten und solidarischen Gemeinwesen basiere und was für eine zentrale Rolle zivilgesellschaftliches Engagement in diesem Kontext einnehme. Auch sei er, trotz aller gesellschaftlichen Herausforderungen, froh, dass der gesellschaftliche Dialog auf Augenhöhe um die Frage, in welcher Gesellschaft wir künftig gern gemeinsam leben möchten und was jede/-r einzelne hierzu beitragen kann, nun begonnen habe.

In den sich anschließenden Impulsen machte Dipl.- Psych. Regina Arant von der Jacobs University in Bremen deutlich, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt kein fest stehender Begriff sei, sondern sich nur anhand verschiedener Faktoren „messen“ lasse. In territorial abgegrenzten Gemeinwesen werde die Qualität des gemeinschaftlichen Miteinanders zum Beispiel anhand von Verbundenheit, sozialen Beziehungen und der Gemeinwohlorientierung gemessen. Je stärker das Vertrauen in Institutionen, die Akzeptanz von Diversität und das Gefühl gesellschaftlicher Teilhabe, desto stärker sei auch der gesellschaftliche Zusammenhalt.

Wie dies konkret gelebt werden kann, machte Karim El-Helaifi, Mitbegründer des Vereins Schülerpaten Deutschland e.V., deutlich. Sein Projekt begann mit einem Gefühl der Ungerechtigkeit der Behandlung und Förderung von Kindern mit Migrationshintergrund an seiner eigenen Schule. Karim El-Helaifi entschied sich als Teil dieser Gesellschaft mit und für seine Mitmenschen zu engagieren - für Akzeptanz und Gleichberechtigung. Ein zivilgesellschaftliches Engagement, welches mittlerweile bundesweit zahlreiche Kinder und Jugendliche darin bestärkt, miteinander in einer offenen und hilfsbereiten Welt zu leben.

Nach der Eröffnung folgten sechs Themencafés mit unterschiedlichen Schwerpunkten, zwischen denen die engagierten Teilnehmenden wechseln konnten. Dort konnten sie in kleinen Gruppen ihre Erfahrungen, Fragen und Ideen äußern. Deutlich wurde am Ende insbesondere die Notwendigkeit einer guten Vernetzung unter Ehrenamtlichen, hauptamtlich Engagierten, aber auch Behörden und Verwaltungen. Diese zu erreichen, könne nach Meinung vieler Teilnehmenden nur durch einen stetigen Dialog und Kommunikation auf Augenhöhe aller Beteiligten realisiert werden. Außerdem wurde der Bedarf nach Erfahrungs- und Wissensaustausch in den Gesprächen sehr deutlich.

Abgerundet wurde der erste intensive Veranstaltungstag mit einem kulturellen Highlight: Eine Improvisation von jungen Musiker/-innen der Musik- und Kunstschule Jena und dem Berliner Elektrokünstler und Trompeter Nils Haack kam zur Uraufführung.

Eindrücke aus den Werkstätten (Foto: BfDT)Eindrücke aus den Werkstätten (Foto: BfDT)
Am Samstag wurden die Diskussionen in sechs Werkstätten zu den Themen Medien, Schule, Sport, Wohnen/Nachbarschaft, Arbeit und Kultur vertieft und konkrete Ideen entwickelt. Mit zwei Moderator/-innen an ihrer Seite und drei Stunden Zeit konnten die Teilnehmenden intensiv in ihren gewählten Themenbereichen arbeiten. Es wurde deutlich, dass bei dieser Arbeit und Art des Engagements, individuelle Begeisterung und Durchhaltevermögen eine zentrale Rolle spielten. Nach spontaner Einsatzbereitschaft am Anfang folge eine arbeitsintensive und teilweise mühsame Zeit, so berichteten viele Teilnehmende. Zum anderen sei in vielen Bereichen zur Sensibilisierung der sogenannten Mehrheitsgesellschaft eine bessere und transparentere Öffentlichkeitsarbeit notwendig. Außerdem käme hinzu, dass in der praktischen Arbeit viele Hürden aufkämen, für welche häufig sehr fundiertes Wissen über Verwaltungsvorgänge und Gesetzeslage von Nöten seien.

Im Abschluss und Ausblick bedankte sich Dr. Gregor Rosenthal bei allen Teilnehmenden für den regen Austausch und die vielen neuen Ideen. Das BfDT möchte das Thema mit seinen zivilgesellschaftlichen Partnern nachhaltig weiterverfolgen, dies könnte z.B. durch regionale Initiativentage, Angebote zu einzelnen inhaltlichen Aspekten oder auch neuen Dialogformaten erfolgen. Für Ideen, Anregungen oder auch Interessenbekundungen möglicher Kooperationspartner zu den geplanten Nachfolgeaktivitäten, so Dr. Gregor Rosenthal, sei das BfDT offen und dankbar.

Die Stadt Jena und das BfDT zogen übereinstimmend ein positives Fazit ihrer gemeinsamen Kooperation. Matthias Bettenhäuser, Leiter des Oberbürgermeisterbüros der Stadt Jena, sprach von vielfältigen neuen Impulsen auch für seine Stadt, dankte allen auswärtigen Gästen für den Besuch und den Teilnehmenden aus Jena für die bisherige und hoffentlich künftige Zusammenarbeit.

Das Programm finden Sie im Interner LinkFlyer.




Stimmen der Veranstaltung:
Dr. Dennis Riffel, Dipl.-Psych. Regina Arant und Klaus Schindlbeck berichten, was gesellschaftlicher Zusammenhalt für sie bedeutet:

Klaus Schindlbeck, Vorstand Bürgerstiftung Jena