Das Foto wurde im Laufe der Lebendigen Bibliothek aufgenommen, die wir am 23. Juni 2018 veranstaltet haben. Auf Einladung der Helene-Nathan-Bibliothek waren wir dort im Rahmen des Festivals „48 Stunden Neukölln“ zu Gast. Auf dem Bild sind verschiedene parallel laufende Gespräche zu sehen, eine Frau mit 5% verbliebener Sehstärke erklärt ihren "Leser_innen" gerade das Ausmaß ihrer Beeträchtigung, auch das "Lebendige Buch" Drag Queen ist im Gespräch, ein "Lebendiges Buch" (ehemals obdachlos) wartet gerade auf seine neuen "Leser_innen", während hinter ihm ein weiteres Gespräch läuft. Zu sehen sind auch die gelben und roten Karten, eine unserer Schutzmaßnahmen für die Lebendigen Bücher. (Bild: Klaus Thoden)Der Verein Lebendige Bibliothek e.V. hat sich mit dem gleichnamigen Projekt das Ziel gesetzt, bestehende Vorurteile und Diskriminierungen gegenüber Menschen, die bestimmte Merkmale aufweisen, abzubauen. Die Lebendige Bibliothek verleiht lebendige Bücher – Menschen, die in irgendeiner Form Projektionsfläche für Vorurteile sind und sich daher oft sozialer Ausgrenzung und Diskriminierung ausgesetzt sehen, stellen sich für persönliche Gespräche zur Verfügung. Die Leser/-innen können beispielsweise einer Rollstuhlfahrerin, einer Drag Queen oder einem sehbeeinträchtigten Mann alle Fragen stellen, die sie interessieren und erweitern somit ihren Horizont. Gleichzeitig sollen mögliche Vorbehalte oder Berührungsängste abgebaut werden. Auch die lebendigen Bücher selbst können ihren Leser/-innen Fragen stellen. Aktuell finden die lebendigen Bibliotheken in drei verschiedenen Formen statt. In lebendigen Bibliotheken, die wie gewöhnliche Bibliotheken funktionieren, können alle Interessierten unter vier Augen Gespräche mit lebendigen Büchern führen. Erwachsenengruppen haben die Möglichkeit, in Kleingruppen Gespräche mit lebendigen Bibliotheken zu führen. Als drittes Format werden Veranstaltungen für und mit Schulen angeboten.
Den Evaluationsbögen konnte der Verein entnehmen, dass die Menschen ihre Vorurteile und ihr (diskriminierendes) Verhalten hinterfragen und Empathie für Menschen entwickeln, die von Vorurteilen betroffen sind. Seit Beginn des Projekts im Juni 2017 wurden neue Veranstaltungsformate entwickelt. Bislang nahmen ca. 237 Personen teil.
Preisträger im Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ 2018, Preisgeld: 4.000€