13.10.2017

4 Fragen an: Judith Epstein

Beiratsmitglied Judith EpsteinBeiratsmitglied Judith Epstein
Judith Epstein ist Präsidentin der Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition e.V. und Vorstandsmitglied der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern K.d.ö.R und seit Dezember 2015 Mitglied im Beirat des BfDT.

Sie engagieren sich z.B. als Vorstandsmitglied der Israelischen Kultusgemeinde München und Oberbayern gegen Antisemitismus, was ist Ihre persönliche Motivation?

In den vergangenen Jahren hat der Antisemitismus in Deutschland rasant zugenommen – auch über 70 Jahre nach der Shoah müssen jüdische Kindergärten, jüdische Schulen und Gemeindehäuser, unsere Senioreneinrichtungen, Friedhöfe oder Synagogen von der Polizei beschützt werden. Antisemitische Übergriffe gehören leider wieder zum Alltag – wie auch der Hass auf den Staat Israel.
Als Jüdin in Deutschland, als Tochter von Holocaustüberlebenden, aber auch als deutsche Staatsbürgerin möchte ich das nicht einfach so hinnehmen.

Welche Rolle spielt zivilgesellschaftliches Engagement im Einsatz gegen Antisemitismus in Deutschland?

Zivilgesellschaftliches Engagement spielt eine große Rolle im Kampf gegen Antisemitismus. Ich möchte nur anhand von antisemitischen Postings in sozialen Netzwerken etwas verdeutlichen: Vielleicht posten nur 100 Personen etwas Antisemitisches, vielleicht liken nur 1000 Personen diese antisemitischen Postings – aber Zigtausende schweigen und machen nichts. Daher ist es, wie auch bei ausländerfeindlichen Sprüchen, wichtig: Schreiten Sie ein, wenn Sie in Ihrem Bekannten- oder Kollegenkreis, wenn Sie beim Sport oder im Verein antisemitische oder rassistische Sprüche oder Kommentare hören! Nur so können wir etwas ändern.

Welche Erfahrungen bringen Sie in den Beirat des BfDT ein?

Durch mein langjähriges Engagement in der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern sowie durch meine Arbeit für zahlreiche soziale und gesellschaftliche Organisationen habe ich viele Erfahrungen im zivilgesellschaftlichen Engagement sammeln können. Diese möchte ich aktiv im Bündnis für Demokratie und Toleranz einbringen.
Ich möchte dazu beitragen, die Arbeit und das Engagement des BfDT in Deutschland bekannter zu machen – gerade heute, da es in Deutschland immer mehr rechtsextreme und antisemitische Übergriffe gibt, da rechtspopulistische Parteien stärker werden und die Stimmung in der Bevölkerung gespalten ist, braucht es ein starkes Bündnis für Demokratie und Toleranz – dafür möchte ich mich einsetzen.

Welche Erwartungen haben Sie an die Tätigkeit als Mitglied im Beirat des BfDT?

Gerade in dieser schwierigen Zeit braucht es eine starke Stimme für Demokratie und Toleranz in Deutschland. Ich freue mich jedes Jahr auf die Verleihung der „Botschafter für Demokratie und Toleranz: gerade diese Botschafter treten vor Ort für Demokratie, für Toleranz und für eine bessere Zukunft ein – ich bin sehr beeindruckt, wie viele tolle und wichtige Initiativen es in unserem Land gibt! Unser Bündnis sollte für all diese Initiativen und Vereine das Sprachrohr sein.