17.05.2013

Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughber

Ein Interview

Foto: Prof. Dr. Armin Pfahl-TraughberFoto: Prof. Dr. Armin Pfahl-Traughber
Bitte stellen Sie sich in wenigen Sätzen vor:

Ich bin Politikwissenschaftler und Soziologe und habe meine Doktorarbeit im Bereich der Antisemitismusforschung geschrieben. Von 1994 bis 2004 war ich wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundesamt für Verfassungsschutz in der Abteilung II: Rechtsextremismus. Seit 2004 arbeite ich als Professor an der Fachhochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Brühl mit den Arbeitsschwerpunkten „Extremismus“ und „Ideengeschichte“. Ich war Lehrbeauftragter an den Universitäten Köln und Marburg und bin es aktuell an der Universität Bonn. Darüber hinaus gebe ich seit 2008 das „Jahrbuch für Extremismus- und Terrorismusforschung“ heraus.

Welche persönliche Motivation hatten Sie, die Forschungsschwerpunkte Antisemitismus, Extremismus und Terrorismus für ihre berufliche Karriere zu wählen?

Eher zufällig wurde ich in meiner Jugend mit rechtsextremistischem Ideengut konfrontiert. Aus der zunächst nur emotionalen Ablehnung erwuchs das Interesse an einer wissenschaftlichen Beschäftigung damit. Die Erfolge rechtsextremistischer Parteien bei Wahlen seit Ende der 1980er Jahre motivierten dann verstärkt die Auseinandersetzung mit diesem Thema.

Welche Herausforderungen ergeben sich heute in Hinblick auf den Rechtsextremismus?

Die NSU-Serienmorde haben erneut die Dimension der Gefahren durch den Rechtsextremismus deutlich gemacht. Dabei handelt es sich - sprichwörtlich formuliert - aber nur um die „Spitze des Eisbergs“, verdienen doch auch nicht-gewalttätige Erscheinungsformen aus diesem politischen Lager verstärkte Aufmerksamkeit. Besonders gilt dies für die Einstellungsebene, machen doch empirische Studien die Existenz eines nicht zu unterschätzenden latenten rechtsextremistischen Einstellungspotentials in der Bevölkerung deutlich.

Was kann die Zivilgesellschaft Ihrer Meinung nach tun, um gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Diskriminierung von Minderheiten vorzugehen?

Angesichts der erwähnten Existenz entsprechender Mentalitäten und Orientierungen in der Bevölkerung – und damit in der politischen Kultur – genügen keine Maßnahmen des Staates im Sinne einer Verbotspolitik. Vielmehr muss im Sinne einer längerfristigen Extremismusprävention tagtäglich für die Akzeptanz demokratischer Prinzipien geworben werden, wofür eben in erster Linie die Zivilgesellschaft der entscheidende Akteur ist. Die Maßnahmen können reichen von der Gründung eines Fußballvereins, der den Rechtsextremisten Jugendliche als Mobilisierungspotential weg nimmt, bis hin zu wissenschaftlichen Konferenzen, die nach den Bedingungsfaktoren für das Aufkommen von rechtsextremistischen Einstellungen fragen.

Wie stellen Sie sich ihre Mitarbeit im Beirat vor? Wie können Sie Ihr Expertenwissen in die Arbeit des BfDT einbringen?

Das BfDT verstehe ich als bedeutsame Schnittstelle von Staat und Zivilgesellschaft. Ich verspreche mir von der Mitarbeit einerseits ein Lernen aus diesen Bereichen für mich. Darüber hinaus hoffe ich andererseits, meine Kompetenzen in den Themenbereichen Antisemitismus, Extremismus, Minderheitenfeindlichkeit und Terrorismus im Kontext der Arbeit des BfDT einbringen zu können. Ich bin gespannt auf die vielfältigen Erfahrungen, die man dabei machen kann.